Editorial 07/08: Nahrung für Tiere und Menschen
- 14.07.2008
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- Redaktion
Prof.Dr.Helmut Erbersdobler
Als Sündenbock für die derzeitige weltweite Nahrungsknappheit werden bevorzugt die Produktion von Bioenergie, vielfach auch die intensive Landwirtschaft generell verantwortlich gemacht. So einfach ist das aber alles nicht, wie der Artikel ab S. 414 über die Klimarelevanz und Ressourceneffizienz v. a. der tierischen Produktion zeigt.
Kurz gefasst gibt es für die derzeitige Problematik folgende Gründe:
1. Die weiterhin zu hohe Wachstumsrate der Weltbevölkerung. Darüber hinaus hat eine falsche Entwicklungspolitik durch Nahrungslieferungen zwar den Hunger gestillt, gleichzeitig die Bevölkerung aber korrumpiert. Statt „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten, hat man die kleinbäuerliche Produktion unrentabel gemacht und der Landflucht Vorschub geleistet. Zahlreiche Länder haben außerdem zu viele „Nutz“-Tiere, zumeist Wiederkäuer , die ineffizient herumstreunen, die Landschaft veröden, Lebensmittel vernichten und CO2 sowie Methan produzieren.
2. Der wachsende Getreidehunger der Schwellenländer v. a. aufgrund der rasant steigenden Fleischproduktion. Die Prognose auf S. 417 (Tabelle 5) zeigt deutlich, dass die tierische Produktion ungleich stärker steigt als das Bevölkerungswachstum. Das bedeutet, dass zunehmend mehr Nahrungspflanzen für die Fleischproduktion verbraucht werden. Bereits etwa 200 Mio. Chinesen essen inzwischen so viel Fleisch wie die Bevölkerung der westlichen Industriestaaten. Mit den „verfressenen“ Getreideäquivalenten könnte man die fünffache Anzahl an Menschen ernähren. Wir können nur hoffen, dass von der Bevölkerung im ebenfalls aufstrebenden Indien möglichst viele Vegetarier bleiben. Aber auch wir müssen ein gutes Beispiel geben und endlich den Fleischkonsum reduzieren, z. B. entsprechend den 10 Regeln der DGE, was auch der Gesundheit dient. Das Motto heißt daher nicht nur bessere Ressourceneffizienz, sondern auch sparsamer Umgang mit der Ressource Tierproduktion.
3. Konkurrenz durch die Nutzung von Lebensmitteln zur Energieproduktion. Diese tritt aber nur auf, wenn nicht nur die Überschüsse (bei uns früher durch Flächen-Stilllegungen abgeblockt) hierfür genutzt werden, was natürlich nicht sein darf. Dies kontrolliert zu organisieren, ist eine weltweite Aufgabe, die ohne Ressentiments zu erledigen ist. Unglücksfälle, Missernten und Schaderreger lösen dann Defizitsituationen aus.
Wir werden am Thema „dran bleiben“ und weiterhin darüber berichten.
Ihr
Helmut Erbersdobler