Nachschlag 8/2024: Ashwa…was? Ashwagandha!

In letzter Zeit ist TikTok ganz wild auf Ashwagandha – ein vermeintliches Wunderpräparat, von dem Influencer*innen schwören, dass es alle möglichen/magischen Wirkungen auf Körper und Geist hat. Aber da in Social Media fast täglich neue Gesundheitshacks und -trends aufkommen, ist es schwierig abzugrenzen, was tatsächlich funktioniert und was nur Wunschdenken ist.

Ashwagandha, auch bekannt als Schlafbeere, Winterkirsche oder indischer Ginseng, ist ein Kraut aus der Familie der Nachtschattengewächse. Die „Königin des Ayurveda“ ist in Pillen-, Pulver-, Flüssigform und sogar als Fruchtgummi erhältlich. Allein auf TikTok hat der Hashtag #ashwagandha mehr als 500 Mio. Aufrufe. TikToker*innen berichten, wie das Kraut ihr Leben zum Besseren verändert hat. Von „wahnsinnig geschärftem Fokus und einem besseren Gedächtnis“ ist bspw. die Rede. Andere schwören darauf, dass die Einnahme ihnen geholfen hat, ihre Emotionen zu regulieren und in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ist der Social-Media-Hype um das Kraut gerechtfertigt? In der Tat gibt es einige wissenschaftliche Belege für die therapeutische Wirkung. Ashwagandha zählt zu den Adaptogenen – pflanzliche Wirkstoffe, die dem Körper helfen, mit täglichen Stressoren umzugehen und sich ihnen anzupassen. Klinische Studien zeigen bspw. entzündungshemmende, beruhigende und hypoglykämische Wirkungen. In einer Doppelblindstudie konnte nach 60-tägiger Einnahme eine Verringerung von Stresssymptomen durch Senkung des Cortisolspiegels [1] gezeigt werden, in einer anderen Studie eine signifikante Senkung des HbA1c-Wertes [2]. Und auch wenn Ashwagandha für eine bestimmte Ecke des Internets eine Neuentdeckung sein mag, ist es nicht neu: In der traditionellen indischen Medizin wird es seit Jahrhunderten verwendet, v. a. um Stress und Angstzustände zu reduzieren, den Fokus und die Konzentration zu steigern und ja, den Sexualtrieb zu fördern.
Aber wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten (und natürlich auch bei jedem TikTok-Trend) ist es wichtig, sich über mögliche Risiken und Nebenwirkungen zu informieren. Z. B. stellt Ashwagandha ein potenzielles Risiko für Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen dar [3]. Die Quintessenz? In einer stressigen Welt in der stets erwartet wird, sich von seiner besten Seite zu zeigen, ist es leicht zu verstehen, warum Ashwagandha so viel Aufsehen erregt, aber es herrscht noch immer Unklarheit bei der gesundheitlichen Bewertung der Substanz.

Ihre Anna Sidorenko

Literatur

  1. Lopresti A, et al.: An investigation into the stress-relieving and pharmacological actions of an ashwagandha (Withania somnifera) extract: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Medicine 2019; 98: 37. DOI: 10.1097/MD.0000000000017186.
  2. Udayakumar R, et al.: Hypoglycaemic and hypolipidaemic effects of Withania somnifera root and leaf extracts on alloxan-induced diabetic rats. Int J Mol Sci 2009; 5: 2367–82. DOI: 10.3390/ijms10052367.
  3. Kamal H, et al.: Ashwagandha as a unique cause of thyrotoxicosis presenting with supraventricular tachycardia. Cureus 2022; 14(3): e23494. DOI: 10.7759/cureus.23494.


Den Nachschlag finden Sie wie auch die Vorschau auf die nächste Ausgabe in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2024 auf Seite M488.

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