Ernährungsverhalten: NeuroFAST - Stress, Sucht und Essverhalten

Wenig Bewegung und viel Essen lässt viele immer dicker werden bis hin zu Adipositas – v. a. in den Industrieländern, in denen fettes, kohlenhydratreiches Essen leicht verfügbar ist und stark beworben wird. Ob auch Nahrungsbestandteile für die „Ess-Sucht“ verantwortlich sind, war Forschungsfrage eines internationalen Teams aus Ernährungswissenschaftlern, Verhaltensbiologen sowie Kinder- und Jugendpsychiatern innerhalb des EU-Projekts NeuroFAST.

Untersucht wurden die Zusammenhänge zwischen Stress, Sucht und Essverhalten. Beteiligt waren auch Forscher der Universität Duisburg-Essen an der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie am LVR Klinikum unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Hebebrand. Das Essener Team befasste sich v. a. mit den Wechselwirkungen zwischen Ernährung und Psyche. Veröffentlicht wurden ihre Schlussfolgerungen in der Fachzeitschrift Neuroscience & Biobehavioral Reviews [1]. Das Forschungsteam zeigt, dass fettige, übersüßte oder stark gesalzene Lebensmittel den Weg in die Ess-Sucht fördern, ähnlich wie Spielautomaten eine Spielsucht begünstigen. Projektmitarbeiter Dr. Özgür Albayrak betont jedoch: „Es gibt keinen einzelnen, gut identifizierbaren Süchtigmacher in der Nahrung, etwa Zucker und Fett. Deshalb ist krankhaftes Essen auch nicht mit der Alkoholoder Nikotinsucht zu vergleichen. Entscheidend ist aus unserer Sicht das Essverhalten.“

Wenn Essen zur Sucht wird, sind dafür nach Meinung der Forscher maßgeblich psychologische Faktoren verantwortlich, die die Nahrungsaufnahme steuern. „Bislang fehlen allerdings wissenschaftlich fundierte psychiatrische Kriterien, mit der sich diese verhaltensbezogene Sucht charakterisieren lässt. Wenn wir genauer verstehen würden, wie industriell gefertigte Lebensmittel, psychologische Faktoren und psychiatrische Begleiterkrankungen zur Suchtausbildung führen, könnten wir betroffenen Menschen noch gezielter helfen”, schlussfolgert Prof. Dr. Hebebrand.

Literatur: 1. Hebebrand J, Albayrak Ö, Adan R (2014) “Eating addiction”, rather than “food addiction”, better captures addictive-like eating behavior. Neuroscience & Biobehavioral Reviews [Avvailable online 6 September 2014]. DOI: 10.1016/j.neubio rev.2014.08.016

Quelle: Universität Duisburg-Essen (UDE), Pressemeldung vom 11.09.2014

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/14 auf Seite M528.

Das könnte Sie interessieren
Bunt und außer Kontrolle weiter
Erfassung der Patient*innenzufriedenheit in der ambulanten Ernährungsberatung und... weiter
Der VDOE-Vorstand hat sich konstituiert weiter
Zähes Ringen um leistungsgerechte Vergütung weiter
Neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen für Deutschland, Österreich und die... weiter
Ernährungsforschung an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) weiter