Muskeldysmorphie: zwanghaftes Streben nach einem muskulösen Körper

  • 14.12.2020
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  • Christian Strobel
  • Daniela Kolbeck
  • Isabelle Mayer
  • Manuela Perras
  • Eva Wunderer

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Übersicht) eingereicht: 13. April 2020 / Überarbeitung angenommen: 25. Juni 2020

Merkmale, Prävalenz, Ursachen, Behandlung, Prävention und ernährungstherapeutische Implikationen

Merkmale und Einordnung der Muskeldysmorphie

Schwierigkeiten der Diagnostik
Die diagnostische Einordnung der Muskeldysmorphie (MD) ist uneinheitlich und nach wie vor nicht endgültig geklärt. So ist die MD im DSM-51 als Forschungsdiagnose bei den Zwangsspektrumstörungen als Spezifizierung der körperdysmorphen Störung (300.7) angesiedelt, in der ICD-102 hingegen bei den somatoformen Störungen als Unterart der körperdysmorphophoben Störung ohne Wahn (F45.21) oder anhaltend-wahnhaft (F22.8). Weiterhin gibt es AutorInnen, die eine Klassifikation im Spektrum der Essstörungen fordern [1]. Ursprünglich wurde die MD in der Tat als „Reverse Anorexia“ beschrieben [2], da Betroffene häufig rigides, orthorektisches Essverhalten entlang eines strikten Diätplans zeigen.

Dieses Essverhalten ohne Rücksicht auf Hunger und Sättigung dient dem Ziel den Muskelzuwachs zu optimieren, Kohlenhydrate, Proteine und Fette so zu sich zu nehmen, dass der Trainingseffekt bestmöglich unterstützt wird [3]. Murray und Kollegen (2012) [4] fanden sogar eine signifikant höhere psychopathologische Auffälligkeit im Essverhalten von Patienten mit MD im Vergleich zu Anorexiebetroffenen. Besonders Essensregeln spielen bei MD eine Rolle: Alle 3 Stunden Essen – unabhängig von Sättigung oder Hunger –, 5 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht, exakte Berechnung von Mikronährstoffgehalten des Essens oder das Versagen von „essenziellen“ oder gutschmeckenden Lebensmitteln waren zentrale Muster [4].

Abstract

Muskeldysmorphie ist eine Form der körperdysmorphen Störung, bei der sich Betroffene trotz bereits stark ausgeprägter Muskulatur als zu wenig muskulös und trainiert empfinden und Gedanken wie auch Verhalten darauf ausgerichtet sind, Muskelmasse aufzubauen. Als neuartige psychische Erkrankung erstmals in den 1990er Jahren als „Reverse Anorexia“ erfasst, ist die Klassifikation und Diagnostik der Muskeldysmorphie nach wie vor nicht abschließend geklärt. Auch Zahlen zur Prävalenz variieren stark über verschiedene Studien hinweg. Es wird von einem bio-psycho-sozialen Erklärungsmodell ausgegangen, wobei neben genetischen, neurobiologischen und psychologischen auch soziokulturelle Faktoren eine Rolle spielen. Die Intervention orientiert sich an der bei Anorexia nervosa und legt einen besonderen Schwerpunkt auf Ernährungstherapie. Zusätzlich stellen adäquate Präventionsmethoden eine wichtige Strategie dar, die Erkrankungswahrscheinlichkeit zu reduzieren. Der Beitrag gibt eine Übersicht des Kenntnisstands, ergänzt durch ein Fallbeispiel und mögliche Präventionsmaßnahmen.

Schlüsselwörter: Muskeldysmorphie, körperdysmorphe Störung, psychische Erkrankung, Sportsucht, Essstörung

_________________________
1 Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th edition
2 Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme



Peer reviewed / Manuscript (overview) received: 13 April 2020 / Revision accepted: 25 June 2020

Muscle dysmorphia: the compulsive pursuit of a muscular body

Characteristics, prevalence, causes, treatment, prevention and nutritional implications

Abstract

Muscle dysmorphia is a form of body dysmorphic disorder in which the affected persons feel like he/she is not sufficiently fit and muscular despite having a very pronounced musculature and in which the affected persons have thought patterns and behaviors focused on building muscle mass. Muscle dysmorphia was only recently identified as mental health condition: it was described as “reverse anorexia” in the 1990s. Therefore, there is still no clear consensus on how it should be classified and diagnosed. Figures on its prevalence also vary widely between studies. It is assumed that the disorder follows the biopsychosocial model, in which genetic, neurobiological, psychological and sociocultural factors all play a role. Intervention is based on the approach to treating anorexia nervosa and focuses on nutrition therapy in particular. In addition, adequate preventative methods are an important strategy in reducing the likelihood that the disorder will develop. This article provides an overview of the current state of knowledge about the disorder, together with a case study and possible preventative measures.

Keywords: muscle dysmorphia, body dysmorphic disorder, mental illness, exercise addiction, eating disorder

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2020 von Seite M702 bis M709.

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