Editorial 01/08: Alles, was das Baby braucht

Dipl. oec. troph.
Heike Recktenwald,
ChefredakteurinEltern möchten ihrem Kind „das Beste“ bieten. Dieser hohe Anspruch lässt sich aber gar nicht so leicht in die Praxis umsetzen. Gerade zur richtigen Ernährung gibt es sehr viele Fragen sowie viele gute und schlechte Informationen und Ratschläge aus der Familie. Welcher Weg ist nun der Richtige und wie kann die Realität des Alltages mit den Wünschen werdender Mütter in Einklang gebracht werden? Welche Ansprechpartner sind bei welcher Fragestellung kompetent?

Viele Mütter sind in der Schwangerschaft sehr motiviert und beschäftigen sich inhaltlich mit dem Thema Ernährung. Sie verändern ihr eigenes Ernährungsverhalten und entscheiden sich bewusst für eine gesunde Kost. Der erste Ansprechpartner einer Mutter ist sehr oft die Hebamme, die Mutter und Kind in der Schwangerschaft, in der Klinik und nach der Geburt betreut. Das Vertrauensverhältnis zwischen Müttern und Hebamme ist oft sehr stark. Neben sehr vielen medizinischen Themen werden Hebammen neben den betreuenden Kinderärzten sehr oft zur richtigen Säuglingsernährung angesprochen und geben hierzu Auskunft.

Der Bundesverband Deutscher Hebammen untersuchte nun in Zusammenarbeit mit der Hochschule Mönchengladbach in einer Befragung mit 18 000 Hebammen deren Ernährungskompetenz: Was wissen Hebammen zum Thema Ernährung, wo fühlen sie sich unsicher, wo möchten sie mehr erfahren? Antworten auf diese Fragen finden Sie auf Seite 12.

Ein Säugling benötigt neben viel Liebe und Zuwendung auch eine ganz spezielle Ernährung. Dies beruht zum einen darauf, dass die Verdauungsfunktionen im ersten Lebensjahr noch nicht voll ausgereift sind. Hinzu kommt, dass gerade Säuglinge, im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht, besonders viel Energie und Nährstoffe benötigen. Optimal dafür ist bekanntlich im ersten Halbjahr die Muttermilch. Für Säuglinge, die nicht oder nicht voll gestillt werden , empfiehlt die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in den ersten Lebensmonaten die ausschließliche Verwendung von Säuglingsanfangsnahrungen (Pre-, und 1-Nahrungen).

Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) hat auf wissenschaftlicher Basis einen „Ernährungsplan für das erste Lebensjahr“ entwickelt. Er berücksichtigt den ernährungsphysiologischen Bedarf und die neuromotorischen Fähigkeiten des Säuglings. Dieser Plan wird schon seit vielen Jahren eingesetzt und hat sich vielfach bewährt. Er wird auch von der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfohlen und bietet wertvolle Basisinformationen.

Soll die Beikost selbst zubereitet werden, oder sind industriell hergestellte Produkte, weil grundsätzlich biologisch erzeugt, gesünder? In Deutschland werden ca. 500 Fertigprodukte für Säuglinge angeboten. Bei der Hälfte handelt es sich um komplette Mahlzeiten, die jeweils einen Brei aus dem Ernährungsplan ersetzen können, bei der anderen Hälfte um Produkte, die selbst kombiniert und zubereitet werden können. Der Einsatz von Fertigkost spart Müttern Zeit und Aufwand, zumal das Produktsortiment vielfältige Lösungen anbietet.

Allerdings sind die Produkte im Vergleich zu den selbst hergestellten Mahlzeiten erheblich teurer. Außerdem sollte man darauf achten, dass der Grundstein für Übergewicht und Fettsucht schon sehr früh gelegt wird. Daher lohnt sich der Blick auf die Energiegehalte der Beikost. Darüber hinaus ist es wichtig, Zutaten, die möglicherweise die Entstehung von Allergien begünstigen, zu kennen. Herr Prof. Koletzko vom Klinikum der Universität München geht auf diese Aspekte in einem EU-Interview auf Seite 9 ein.
Eines ist sicher jedem bewusst: Aus Kindern werden eines Tages Leute … und der Start sollte so optimal wie möglich sein.

Auch der Beginn eines neuen Jahres bietet für Sie und für uns viele Chancen und neue Möglichkeiten. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich zum Jahresbeginn 2008 von Herzen viel Glück und den ganzen Erfolg!

Ihre

Heike Recktenwald

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