Zu guter Letzt 01/15: 2015 – Start smart

Sind Sie auch schon mit dem Auspacken, Konfigurieren, Updates-laden und „gleich loslegen“ fertig? Na prima! Nach den Weihnachtstagen, die ja nun schon wieder Milliarden Klicks, Daumenwischs, likes, tweets u. v. m. zurückliegen, ist Deutschland sicher um etliche Millionen smart devices reicher.

Nein, die Rede ist nicht von den zunächst „je größer je besser“, dann wieder „kleiner macht auch Sinn“-Geräten, die in der digitalen Urzeit einst zum Telefonieren entwickelt wurden. Eher geht es um die sicher bald unverzichtbare Ausstattung, die aus einer tumben Wohnung ein smart home macht. Damit wir noch mitten aus dem Stau auf der A5 bei Frankfurt die Kaffeemaschine zu Hause aktivieren oder – vielleicht sinnvoller – die Zentralheizung ein paar Grad nach oben regeln können. Keine Frage, die Zukunft wird immer smarter: Armbändchen, die uns daran erinnern, doch besser die Treppe, statt den Aufzug zu nehmen, Brillen, die uns im Supermarkt ganz persönliche Einkaufstipps geben und Verpackungen, die uns verraten, ob das Brathähnchen auch wirklich alle Tage seit seinem plötzlichen Tod in der Kälte verbracht hat.

Diese smarten Verpackungen wollen für ihren Dienst wenigstens nicht meinen genauen Standort und meine gesammelten Telefonkontakte wissen… Smarter sind da bereits einige Versicherungskonzerne, die ihre Tarife an die bereitwillige Datenüberlassung ihrer Kunden koppeln(1) – natürlich nur zu unserem Besten. Aber ich will nicht das neue Jahr mit technikfeindlichen Szenarien vermiesen. Nur weil ich mir nicht vom Kühlschrank vorschreiben lassen möchte, genau jetzt den Erdbeerjogurt auf Position hinten links zu essen (Annäherung an MHD-Ende), wo ich doch Lust auf das Ginger Ale vorne rechts habe (belastet mein Punktekonto beim Versicherer aus Fußnote 1). Also – bleiben Sie smart, indem Sie 

Nutzen und Nachteile der neuen Helferlein bewusst abwägen. Auch und gerade bei etwas so Schönem wie Essen und Trinken. Es sollte Homo sapiens – dem „vernunftbegabten“ Mensch – doch langfristig möglich sein, smarter als seine Trinkmilchverpackung zu bleiben. Das sah auch ein anderer smarter Denker so, der bestimmt ein ganz großer Blogger geworden wäre, wenn es zu seiner Zeit schon die technischen Möglichkeiten gegeben hätte: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“(2) 

Ihr Udo-Maid-Kohnert

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 01/15 auf Seite M64.

(1) Zum Beispiel: derstandard.at/2000008621277/Warum-es-allen-schadet-wenn-einige-ihre-Gesundheitsdaten-freiwillig-preisgeben; www.finanzen.de/news/15785/kfz-versicherung-neuer-telematik-tarif-app-der-kritik 
(2) Immanuel Kant (1784) Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Berlinische Monatsschrift 2: 481–494)

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