In-vitro-Fleisch: Eine Lösung der Probleme der Fleischproduktion und des Fleischkonsums?
- 15.01.2018
- Print-Artikel
- Silvia Woll
- Inge Böhm
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Peer-Review-Verfahren | Eingereicht: 24.07.2017 | Angenommen: 19.10.2017
Einleitung
Die Frage nach der zukünftigen Ernährung steht gerade im Hinblick auf die Prognose einer wachsenden Weltbevölkerung im Vordergrund der öffentlichen Diskussion [1]. Es geht darum, wie wir unsere gegenwärtige Ernährung nachhaltig gestalten können. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Fleisch“ kann dabei nicht ausbleiben.
Es ist evident, dass die heutige Fleischproduktion und der Fleischkonsum negative Auswirkungen auf die Umwelt, die menschliche Gesundheit und das Wohl der Tiere haben und die Problematik des Welthungers verschärfen. So trägt die Nutztierhaltung u. a. mit weltweit 18 % zu den anthropogen verursachten Emissionen von Treibhausgasen bei, insbesondere durch CO2 aus Brandrodung von (Tropen-)Wäldern für Futtermittelanbau und Weideland, Lachgas aus dem Einsatz von Düngemitteln zum Futtermittelanbau sowie Methan aus dem Verdauungsapparat der Wiederkäuer [2]. Wenn die globalen Trends des Konsums tierischer Produkte sich fortsetzen, wird die globale Mitteltemperatur um mehr als 2 °C steigen, selbst wenn in nicht-landwirtschaftlichen Sektoren die Emissionen dramatisch gesenkt würden [3].
Abstract
Im Jahr 2013 präsentierten Mark POST und Kollegen von der Universität Maastricht den ersten In-vitro-Fleisch-Burger aus Rinderstammzellen. Die technologische Innovation soll die Möglichkeit bieten, die negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Fleischproduktion und des Fleischkonsums auf Mensch, Tier und Umwelt zu reduzieren oder gar zu eliminieren. Jedoch ist eine Produktion im großen Maßstab noch nicht möglich und es bleibt offen, ob In-vitro-Fleisch halten kann, was seine Entwickler versprechen.
Der folgende Artikel1 beschäftigt sich mit dieser Frage und geht dabei auf Ergebnisse von Experten- und Stakeholder-Interviews sowie partizipativen Verfahren ein, die in einem Projekt am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) durchgeführt wurden. Dabei werden u. a. der Herstellungsprozess, mögliche Auswirkungen für Umwelt, Tier und Mensch, Verbraucherakzeptanz sowie die Förderung der Forschung und Entwicklung von In-vitro-Fleisch thematisiert.
In-vitro-Fleisch zeigt sich hierbei als interessante Alternative zur konventionellen Fleischproduktion, die allerdings noch viele Fragen offen lässt, insbesondere hinsichtlich technischer Realisierbarkeit und ethischer wie gesellschaftlicher Aspekte. Weitere Forschung ist unerlässlich; die Suche nach einer nachhaltigeren Alternative zur derzeitigen Fleischproduktion sollte jedoch auch andere Ansätze wie u. a. ökologische Landwirtschaft miteinbeziehen.
Schlüsselwörter: In-vitro-Fleisch, Fleischkonsum, Lebensmitteltechnologie, Welternährung, Tierethik, nachhaltige Ernährung
1 Der Beitrag basiert auf einem Vortrag, der bei den „LGL Gesprächen zu Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz“ am 10.07.2017 beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim gehalten wurde.
Peer-reviewed | Manuscript received: July 24, 2017 | Revision accepted: October 19, 2017
In-vitro meat: A solution for problems of meat production and meat consumption?
Abstract
In 2013, Mark Post and his colleagues at the University of Maastricht presented the first cultured meat (in-vitromeat) burger made from bovine stem cells. The technological innovation is intended to offer a possibility of reducing or even eliminating the negative effects of current meat production and meat consumption on humans, animals, and the environment. Large scale production, however, is not yet possible, and the question remains whether cultured meat will be able to keep what the developers promise.
The following article1 deals with this question, addressing the results of expert and stakeholder interviews as well as participative processes that were carried out in a project at the Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (Institute for Technology Assessment and Systems Analysis = ITAS). Among other aspects, the manufacturing process, possible impact on the environment, animals and humans, consumer acceptance, as well as the subsidy of research and development of cultured meat will be discussed.
Cultured meat presents an interesting alternative to conventional meat production, although many questions are as yet unanswered, particularly with regard to technical feasibility and ethical as well as social aspects. More research is essential; the search for a sustainable alternative to current meat production should, however, also involve other approaches such as ecological agriculture.
Keywords: cultured meat, meat consumption, food technology, world nutrition, animal ethics, sustainable nutrition
1 The article is based on a talk given at the “LGL Gespräche zu Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz” (LGL meeting on food safety and consumer protection) on July 10, 2017 at the Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Bavarian State Office for Health and Food Safety) in Oberschleißheim/Germany.
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 1/2018 von Seite M24 bis M33.
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