Ketogene Diät bei Kindern: Schulische Inklusion birgt Herausforderungen
- 15.01.2018
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- Thorsten Marquardt
- Tobias Fischer
- Anke Heilmann
- Sabine Schmidt
Interview mit Thorsten Marquardt, Tobias Fischer und Anke Heilmann
In Heft 8/2017 stellten wir im Rahmen der zertifizierten Fortbildung die ketogene Diät bei epileptischen Erkrankungen oder bestimmten seltenen Stoffwechselstörungen von Kindern vor1. Durch die extreme Kohlenhydratbegrenzung und den sehr hohen Fettanteil, die bei jeder einzelnen Mahlzeit eingehalten werden müssen, ist sie eine aufwändige Ernährungsform. Bei Lehrern und Erziehern noch weitgehend unbekannt, ist ihre Einhaltung in der Außer-Haus-Verpflegung in Kindergarten und Schule eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Prof. Dr. Thorsten MARQUARDT, Tobias FISCHER und Anke HEILMANN stellten sich den Fragen der ERNÄHRUNGS UMSCHAU dazu, wie die ketogene Diät im Betreuungsalltag von Kindern gelingen kann.
Herr Marquardt, Herr Fischer, Frau Heilmann, welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein oder geschaffen werden, damit Kinder eine ketogene Diät im Kindergarten und in der Schule einhalten können?
Fischer: Allem voran ist es absolut notwendig, dass Erzieher und Lehrer grundständige Informationen zu dieser Ernährungsform erhalten und eine Situation geschaffen werden muss, in der diese auch berücksichtigt werden können. Man muss sich bewusst machen, dass die ketogene Diät durch den extrem hohen Fettanteil sehr ungewohnt erscheint und gleichzeitig schwierig einzuhalten ist und dass selbst kleine Therapiefehler – (z. B. ein Schokoriegel) – sich bereits gravierend auswirken können. Dennoch sollte keine Isolation oder extreme Sonderstellung für die Kinder spürbar sein.
Marquardt: Ein großes Problem ist, dass für die Herstellung einer ketogenen Nahrung eine gewisse Expertise notwendig ist. Das Grundkonzept dieser speziellen Diät muss verstanden sein. Dies ist bereits für viele Eltern eine Herausforderung, die das Essen täglich zubereiten. In einer Schulküche ist die Herstellung nahezu unmöglich.
Heilmann: Da eine Schulküche dies kurzfristig kaum leisten kann, darf das erkrankte Kind zumindest in der Anfangsphase nur seine eigenen, mitgebrachten Speisen verzehren. Dabei ergeben sich verschiedene Fragen, unter anderem: Können und wollen die Eltern das leisten? Können die täglich mitgegebenen Speisen gekühlt und in der Betreuung wieder erwärmt werden? Ohne das Engagement der Eltern geht es, aus meiner Sicht, leider gar nicht.
1 Och U, Fischer T, Marquardt T: Ketogene Diät – eine Herausforderung für Patienten und Fachkräfte. Ernährungs Umschau 8/2017, S. M444–457
Das vollständige Interview finden Sie hier und in Ernährungs Umschau 1/2018 von Seite M34 bis M36.