Editorial: Diskurs von Ernährungsthemen – Impact und Reichweite

  • 15.01.2019
  • Print-Artikel
  • Prof. Dr. Helmut Heseker
  • Prof. Dr. Helmut F. Erbersdobler
  • Dr. Udo Maid-Kohnert

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2019 erscheint die ERNÄHRUNGS UMSCHAU im 66. Jahrgang. Innerhalb dieser mehr als 6 Jahrzehnte hat sich die Ernährungssituation in Deutschland und den Industrienationen sehr gewandelt.

Stark verändert hat sich auch der zunehmend öffentliche Diskurs von Ernährungsthemen. Beispiel Fleisch: Die Fresswelle der Nachkriegsära und quasireligiöse Stilisierung (Werbeslogan „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“1) ist einer kritischeren Betrachtung tierischer Lebensmittel unter gesundheitlichen, ethischen, aber auch ökologischen bzw. Nachhaltigkeitsaspekten gewichen. Gerade bei Ernährungsthemen sind oft nicht die Wissenschaft, sondern vermehrt NGOs, Lebensmittelindustrie und deren Agenturen und zunehmend soziale Netzwerke die Taktgeber der Diskussion, wie die „Frei von“-Welle und regelrechte Hetzkampagnen gegen Lebensmittel zeigen.

Fachgesellschaften und Ernährungspolitik wirken da zeitweise geradezu getrieben. Und Ernährungsfachkräfte in der Praxis müssen mitten in dieser Gemengelage nicht nur Rede und Antwort stehen, sondern in Beratung und Ernährungstherapie tagtäglich auch konkret empfehlen, handeln und evaluieren.

Die Fachzeitschrift ERNÄHRUNGS UMSCHAU hat daher die wichtige Aufgabe, den Stand der Wissenschaft in praxisrelevanten Beiträgen zu kommunizieren, für Fort- und Weiterbildung aufzubereiten und auch kontroverse Themen aufzugreifen. In der Welt der wissenschaftlichen Publikationen ist hierfür der Impact Factor (IP), ermittelt aus der Zitierhäufigkeit unserer Beiträge in anderen Publikationen, ein wichtiges Maß. Wir freuen uns, dass die ERNÄHRUNGS UMSCHAU als deutschsprachige Fachzeitschrift mit der langjährigen Listung im Web of Science und den open access verfügbaren Volltextbeiträgen auf Englisch im vergangenen Auswertungszeitraum diesen IP im internationalen Umfeld verbessern konnte.

Für den oben beschriebenen öffentlichen Diskurs ist aber ein anderer Gradmesser mindestens ebenso wichtig: die tatsächliche Reichweite und Verbreitung auch außerhalb der Forschung. Mit über 8 000 AbonnentInnen, rund 9 500 Exemplaren Auflage und monatlicher Erscheinungsweise ist diese „range of influence“ der ERNÄHRUNGS UMSCHAU – hinein in die gesamte Fachwelt, in Agenturen, Redaktionen, öffentliche Institutionen und Ministerien – nicht hoch genug zu bewerten. Viele AutorInnen und Forschungseinrichtungen schätzen diese Mittlerbedeutung zwischen Wissenschaft und Praxis, wie wir aus Einreichungsschreiben, persönlichen Gesprächen und der aktuellen Leserbefragung wissen. Für dieses Vertrauen möchten wir uns bei allen AutorInnen und LeserInnen bedanken und freuen uns auf ein interessantes Jahr 2019.

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1 Slogans.de – Die Datenbank der Werbung. www.slogans.de/slogans.php?BSelect%5B%5D=131 


Professor Dr. Helmut Heseker

Herausgeber

Prof. Dr. Helmut Erbersdobler
Ehrenherausgeber

Dr. Udo Maid-Kohnert
Redaktionsleitung



Discourse on nutrition topics – impact and reach

ERNÄHRUNGS UMSCHAU will enter its 66th year of publication in 2019. Over this span of more than 6 decades, a lot has changed in people’s nutrition in Germany and other industrial nations. The increasingly prevalent public discourse on nutrition topics has also changed considerably.

One example is the consumption of meat: The Fresswelle (feeding frenzy) in post-war Germany and quasi-religious stylization (by advertising slogans such as “Meat is a piece of vitality”1) have given way to a more critical view of animal-based foods as pertains to health, ethics, ecology, and sustainability. Particularly when it comes to nutrition issues, it is often not the scientific world, but rather NGOs, the food industry and their agencies, and increasingly social networks that set the pace for the discussion, as can be seen in the wave of products “free from” certain ingredients and even veritable smear campaigns against certain foods.

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Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 1/2019 auf Seite M13.

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