Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Potenzmittel wandelt weiße in beige Fettzellen um
- 15.02.2013
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Forscher der Universität Bonn behandelten Mäuse mit dem Potenzmittel Sildenafil – besser als „Viagra“ bekannt – und machten eine erstaunliche Entdeckung: Das Potenzmittel wandelt weiße Fettzellen in beige um. Vermutlich verringert der Wirkstoff zudem das Risiko für Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit.
Mit dem Potenzmittel werden Erektionsstörungen behandelt. Der Wirkstoff greift in eine Signalkette des Botenstoffs cyclisches Guanosinmonophosphat ein, der das Einströmen von Blut und damit die Erektion ermöglicht. Forscher wurden schon vor einiger Zeit auf eine weitere Wirkung aufmerksam: Fettleibige Mäuse verlieren an Gewicht, wenn sie über einen längeren Zeitraum Sildenafil bekommen. Allerdings war die Ursache bislang unklar. Das Team um Prof. Dr. Alexander PFEIFER, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn, testete zusammen mit dem Pharmazentrum der Universität Bonn, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und dem Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung die Wirkung von Sildenafil auf Fettzellen an Mäusen. Die Forscher verabreichten den Nagern über sieben Tage hinweg das Potenzmittel.
Die Effekte: Sildenafil verwandelte in den Tieren verstärkt die weißen Fettzellen in beige. Diese setzen Nahrungsenergie in Wärme um. Darüber hinaus zeigte sich: Werden weiße Fettzellen unter Sildenafil weiter „gemästet“, schien die Zellentwicklung insgesamt gesünder zu verlaufen (bezüglich Zunahme der Zellgröße und Ausschütten von Botenstoffen, die Entzündungen verursachen). Die Wissenschaftler warnen jedoch noch dringend vor übereilten Schlüssen auf den Gebrauch beim Menschen: „Wir befinden uns im Stadium der Grundlagenforschung – die Untersuchungen erfolgten bislang ausschließlich an Mäusen“, betont Prof.
PFEIFER. Literatur: Mitschke MM, Hoffmann LS, Gnad T et al. (2013) Increased cGMP promotes healthy expansion and browning of white adipose tissue. FASEB J. [Epub ahead of print, 09.01.2013]
Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn, 11.01.2013
Ursprünglich war Sildenafil als Medikament zur Behandlung von Blutdruckprobelemen bzw. Angina pectoris geplant. Während bei diesen Indikationen die Wirkung jedoch enttäuschte, führten die auffälligen Nebenwirkungen zum Erfolg als Potenzmittel. Der Patentschutz endet in diesem Jahr. Die hier beschriebenen Forschungsergebnisse machen neugierig, wo uns die blauen Pillen demnächst begegnen, lassen – wenn man an via Internet angebotene Generika und Fälschungen denkt – jedoch bereits Missbrauch als „Fatburner“ befürchten.
Dr. Udo Maid-Kohnert
Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/13 auf Seite M467.