HAW Hamburg: Aktuelles Forschungsprojekt „Flucht und Gesundheit“
- 15.03.2016
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Eine ungenügende Versorgung, unhygienische Bedingungen und ungeheizte Aufenthaltsorte auf der Flucht sowie z. T. auch schon schlechte Voraussetzungen im Herkunftsland können den Gesundheitszustand von Geflüchteten beeinträchtigen und zu Krankheiten führen. In Gemeinschaftsunterkünften können sich zudem Infektionen und Parasiten durch beengte Wohnverhältnisse besonders schnell verbreiten.
Das Projekt „Flucht und Gesundheit“ an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg will diesem Risiko entgegenwirken, indem es sich mit Aufklärungsmaterialien direkt an die Betroffenen wendet. Diese sollen mit Handzetteln und Flyern in verschiedenen Sprachen dabei unterstützt werden, sich mit einfachen, kleinen Maßnahmen im Alltag besser zu schützen.
„Die Zeit des Wartens auf die Anerkennung eines Asylantrags ist lang und oftmals von Leere gekennzeichnet“, sagt HAW-Sozialforscherin Prof. Dr. Christine Färber, die das Projekt leitet und mit Studierenden mit Migrations- und Fluchthintergrund durchführt. „Die Betroffenen […] haben keine Möglichkeit, einen eigenen Haushalt zu führen, und die Bedingungen in den Unterkünften belasten die Flüchtlinge durch Lärm, Überfüllung und schwierige hygienische Bedingungen.“ Um Flüchtlinge selbst in die Lage zu versetzen, sich möglichst gesund zu halten und ihre Situation im Alltag besser zu bewältigen, hat die Arbeitsgruppe das Projekt „Flucht und Gesundheit“ mit den fünf Themenbereichen Hygiene, Ernährung, Bewegung, medizinische Versorgung und psychische Gesundheit entwickelt.
Durch Flyer und Handzettel soll Wissen vermittelt werden, das sich auch in einer Gemeinschaftsunterkunft in die Praxis umsetzen lässt. Dazu gehören die Grundlagen von Körperpflege und Hygiene (bspw. das Erkennen von Schimmel auf Lebensmitteln). Zum Gebiet der medizinischen Versorgung gehören Basisinformationen über das Gesundheitssystem in Deutschland – etwa, dass man bei allgemeinen Beschwerden zuerst zum Hausarzt geht und dafür telefonisch einen Termin einholt. Hauptanliegen ist es, Flüchtlinge zu Multiplikatoren/-innen in der Gesundheitsvorsorge auszubilden. Im Sommersemester 2016 sollen es bis zu 75 Geflüchtete sein; dafür wurden Flyer und Schulungsmaterial in acht Sprachen entwickelt. Erprobt wird das Angebot im Hamburger Stadtteil Bergedorf, in dem rund 3 210 Asylsuchende untergebracht sind. Es soll anschließend innerhalb Hamburgs ausgeweitet werden.
Mehr als ein Drittel der an dem Projekt beteiligten Studenten/-innen sowie die Lehrbeauftragte Nita Kama haben eigene Erfahrung mit Flucht: Sie stammen aus Afghanistan, Iran, Kosovo, Tschetschenien und der Türkei. „Bei uns können die Studierenden ihren Migrations- oder Flüchtlingshintergrund als Bereicherung erleben und nicht als Last. Dank ihnen kommen wir z. B. ohne Dolmetscher aus“, sagt Projektleiterin Färber.
Quelle: HAW Hamburg, Pressemeldung vom 29.01.2016
Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/16 auf Seite M133.