Nachlese 5/2023: Selbstversorgung – Romantik vs. Gartenalltag
- 15.05.2023
- Print-Artikel
- Helmut Heseker
Vielleicht ist es ratsam, klein anzufangen und zunächst auf dem Balkon mit bereits vorgezogenen Tomaten-, Kräuter- und Erdbeerpflanzen zu beginnen, um deren Wasser-, Licht- und Düngebedarf zu studieren und zu prüfen, ob die nach regelmäßiger Pflege verlangenden Pflanzen überhaupt mit dem eigenen Lebensstil und Freizeitverhalten kompatibel sind. Wenn das erste Gartenlehrjahr aber doch zu einer erfolgreichen Ernte geführt hat, bietet es sich evtl. an, mit dem Anlegen eines kleinen Hochbeetes weitere Erfahrungen zu sammeln.
Falls kein eigener Hausgarten zur Verfügung steht, könnten Sie sich im Folgejahr als inzwischen etablierte*r Hobbygärtner*in auf die Suche nach einem fußläufig oder zumindest per Fahrrad erreichbaren Nachbarschafts-, Gemeinschafts- oder Pachtgarten oder zumindest nach einer Selbsternteparzelle machen, um sich vollends zur*zum Vollselbstversorger*in weiterzuentwickeln. Als erfahrener Hobbygärtner sei Ihnen aber gesagt, dass spätestens ab jetzt viel Idealismus, Arbeitswillen, Körpereinsatz und Frustrationstoleranz gefragt sind. Auch hat sich das Urlaubs- und Freizeitverhalten nun stark nach den jeweiligen Gemüse- und Obsterntezeiten zu richten.
Nicht selten führen ungewohntes Umgraben oder Bücken bei der Ernte zu unangenehmen Rückenschmerzen. Sobald es im Frühjahr etwas wärmer und noch dazu feucht ist, kommen hungrige Nacktschnecken aus ihren Verstecken, auf der Suche nach oberirdischer Nahrung, während sich Wühlmäuse im lockeren Boden gern über unterirdische Wurzeln und Knollen hermachen. Der Boden eines frisch umgegrabenen Graslands ist oft mit gefräßigen Drahtwürmern (eigentlich Käferlarven) verseucht, die sich gern über Salat- und Kohlpflanzen, Tomaten, Rote Bete und Kartoffeln hermachen. Der viel gerühmte Pferdemist gilt als gute Brutstätte für Zwiebel- und Möhrenfliegen und die Kohlfliege sorgt für das vorzeitige Absterben von Kohlpflanzen. Auch scheint es keine Gemüse-, Salat- oder Bohnenpflanzen zu geben, die vor Blattläusen verschont bleiben.
Und wenn die Ernte dank sorgfältiger Pflege, Kontrolle und regelmäßiger Bewässerung dann doch einmal üppig ausfällt, steht Einiges an lebensmittelkonservierenden Arbeiten an. Belohnt werden die Mühen des Eigenanbaus weniger durch Kostenersparnisse, sondern in erster Linie durch erntefrische, intensive Geschmackserlebnisse, die für die viele Arbeit mehr als entschädigen.
Ihr Helmut Heseker
Den Nachschlag finden Sie wie auch die Vorschau auf die nächste Ausgabe in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2023 auf Seite M328.
PDF Artikel Download für Abonnenten: