Rezensionen 06/05
- 15.06.2005
- Print-Artikel
- Redaktion
European Nutrition and Health Report 2004
Der 1. Bericht seiner Art gibt in detaillierter wie summarischer und explizit vergleichender Betrachtung für 13 der nunmehr 25 EU-Länder die Datenlage bis 2001 für 4 Themenbereiche wieder: Trends in der durchschnittlichen Versorgung mit Lebensmitteln, Verfügbarkeit von Lebensmitteln in den Haushalten, Energie- und Nährstoffaufnahme auf der Basis von Verzehrserhebungen sowie Gesundheitsindikatoren und -status.
Das ist eine respektable Fleißarbeit und als Basismaterial für Ökonomen wie für die europäische Integration gewiss wichtig. Wer indes gemeinhin Ernährungswissen erwerben oder vermitteln will, erhält die für ihn nützliche Information bereits hinreichend auf der Vorseite XVI. Dort findet er sie in einer als „Outlook“ bezeichneten Zusammenfassung der Zusammenfassung und des eigenständigen Kapitels „General Discussion“ (S. 62–65). Die darin hinsichtlich der Ernährungssituation thesenartig gezogenen Schlussfolgerungen sind, weil national vertraut, nicht überraschend, es sei denn, man wundert sich über die generalisierten Feststellungen einer unzureichenden Zufuhr einiger Vitamine und Mineralstoffe.
Denn als künftige Zielstellungen für europäische Ernährungs- und Gesundheitsberichte werden ausschließlich standardisierte und einheitliche Methoden zur Erfassung des Versorgungs- und Gesundheitszustandes einschließlich der zur Beurteilung von Übergewicht und körperlicher Aktivität angewandten ausgewiesen, und es werden gerade noch einheitliche Erziehungsziele gefordert. Doch was überrascht und was doch die Ergebnisse der angestellten vergleichenden Bewertung ziemlich relativiert: Kein Wort über eine erforderliche Abstimmung, geschweige denn das Vereinheitlichen der Referenzwerte für die Energie- und Nährstoffzufuhr. Da beharrt man wohl auf den SCF-Vorgaben von 1993 (!) und lässt überdies in Einzelpositionen (Proteine, Saccharose, Cholesterol, Folsäure, Calcium und Jod) die Eurodiet-Richtlinien für einen gesunden Lebensstil von 2000 gelten
Berthold Gaßmann, Nuthetal
Elmadfa, I.; Weichselbaum, E. (Hrsg.): European Nutrition and Health Report 2004. XVI + 224 S., 80 Abb., 233 Tab., Karger, Basel u.a. 2005, 163,00 €
Ernährung - Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie
Einen Überblick will es geben, allenfalls ein Kompendium sein, dieses für Studierende der Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaft und darin Bewanderte sowie für Naturwissen-schaftler verwandter Disziplinen und Mittlerkräfte im Gesundheitswesen gedachte Buch.
Höher darf der Anspruch auch nicht sein, wenn gänzlich mit der Tradition gebrochen und auf eine optimierte Ernährung des Gesunden wie des Kranken abgehoben wird. Ein Repetitorium ist es allemal. Doch enzyklopädisch mit der Ernährungswissenschaft, der Lebensmittelkunde und der Ernährungsmedizin vertraut zu machen, das vermögen die knapp 500 Seiten naturgemäß nicht. Allein diese Textbegrenzung hat den gewaltigen Stoffumfangs einzuengen und zu vereinfachen sowie generell von ihm zu abstrahieren verlangt, vor allem in Hinsicht auf die Biochemie der Ernährung, was ich persönlich bedauere, die Lebensmittellehre und die Pathophysiologie der ernährungsassoziierten Erkrankungen.
So dankbar man für ungewohnte, wenngleich kurz gehaltene Ausführungen wie die über oxidativen Stress und Antioxidanzien, Functional Food, Nahrungsergänzungsmittel, diätetische Lebensmittel, rechtliche Aspekte, Interaktionen zwischen Arzneimitteln und der Ernährung oder die Ernährung von Sportlern sein mag, ob alternative Ernährungsformen und einiges andere mehr ebenfalls bedacht werden mussten, sei dahingestellt. Die Kunst einer allumfassenden Darstellung besteht nun einmal im Weglassen und Detailverzicht. Ob das gelungen ist, wird sich erst im Echo darauf zeigen.
Nein, man sollte die jungen Autoren nicht sogleich entmutigen. Sie sind unkonventionell einen neuen Weg gegangen, und man darf gespannt sein, ob und wie man ihn aufgreift. Sicher, da ist manches noch berichtigungs- und verbesserungswürdig. Das indessen sollte in kollegialer Absprache geklärt werden. Ich selbst begrüße diesen interdisziplinären Spagat und tue ihn nicht ab als „ nichts Ganzes und nichts Halbes“.
Berthold Gaßmann, Nuthetal
Hahn, A.; Stöhle, A.; Wolters, M.: Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. XIX + 496 S., 154 Abb., 139 Tab., Wiss. Verlagsges. mbH, Stuttgart 2005. 56,00 €, Subskriptionspreis bis 30.06.2005: 44,00 €