Europäische Vergleichsstudie: Teilakademisierung in den Ausbildungen der Gesundheitsfachberufe empfohlen

In Deutschland werden die Angehörigen der Gesundheitsberufe bisher, anders als in den meisten europäischen Nachbarländern, vorrangig im sekundären Bildungssektor ausgebildet. Für eine zukünftige verbesserte europäische Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe erscheint eine systematische europäisch-vergleichende Forschung hilfreich, die die Verwertbarkeit der in unterschiedlichen Bildungssektoren erworbenen Qualifikationen untersucht.

In einer Studie zur „Bestandsaufnahme der Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen in Europa“ wurden hierzu in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Österreich die Ausbildungen in 16 Gesundheitsfachberufen sowie die damit verbundenen Tätigkeits-, Qualifikations- und Kompetenzprofile vergleichend analysiert. Die Studie wurde am Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von 2009 bis 2013 im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt.

Als wichtiges Ergebnis zeigt die Analyse, dass trotz der in den meisten europäischen Ländern dominierenden berufszulassenden Studiengänge die deutschen Ausbildungen für Gesundheitsfachberufe im sekundären Bildungssektor nicht pauschal unterbewertet werden dürfen. Gleichwohl deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die akademische Ausbildung in einigen Aspekten Vorteile gegenüber der bisherigen Berufsausbildung aufweist. Wie der europäische Vergleich zeigt, betrifft dies vor allem Kompetenzen zur Erschließung und Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis und zur Umsetzung reflektierter patientenbezogener Entscheidungsprozesse.

Zudem entstehen neue Beziehungen der Leistungserbringer untereinander, welche durch neu gestaltete Aufgaben- und Verantwortungsbereiche sowie eine Kooperation „auf Augenhöhe“ gekennzeichnet sind. Die Ergebnisse unterstützen die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu den hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen. Sie stellen einen Beitrag zur fachlich-wissenschaftlichen Fundierung der aktuellen Diskussion in Deutschland über die Weiterentwicklung und Neuordnung der Gesundheitsberufsprofile und ihrer Qualifizierungswege im europäischen Kontext dar, aus dem Impulse für die Weiterentwicklung der analysierten Gesundheitsberufsausbildungen abgeleitet werden können.

Der Abschlussbericht der GesinE-Studie kann gedruckt oder als Download kostenlos über die Homepage des BMBF unter folgender Adresse bezogen werden: www.bmbf.de/de/6201.php. Kontakt: margarete.landenberger@medizin.uni-halle.de

Literatur: Lehmann Y, Beutner K, Karge K et al. (2014) Bestandsaufnahme der Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen im europäischen Vergleich (GesinE). Hg: Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bd. 15 Reihe Berufsbildungsforschung. Bonn/Berlin: BMBF.

Quelle: Institut für Gesundheitsund Pfl egewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Mai 2014 Auf den Seiten M310-M317 (94–101) in diesem Heft finden Sie einen Originalbeitrag zum Thema Akademisierung in der Diätassistentenausbildung in Deutschland.

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/14 auf Seite M295.

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