Metabolische Programmierung: Auch psychische Gesundheit wird bereits im Mutterleib beeinflusst

Das Konzept der „metabolischen Programmierung“ , welches momentan in der wissenschaftlichen Forschung zur Prävention der Adipositas hoch im Kurs steht, beschränkt sich nicht auf Ernährungsfaktoren. Auch die Forschung zur Herkunft und Prävention psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter beschäftigt sich zurzeit intensiv mit der kritischen Lebensphase vor und nach der Geburt.

In einem aktuellen Review berichten Lewis und Kollegen über bisherige Erkenntnisse dazu, welche Mechanismen und frühen Prägungen zur Entwicklung oder Förderung von psychischen Störungen und Auffälligkeiten wie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) sowie emotionalen und Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter beitragen können. Eine Reihe von Studien weist laut Lewis darauf hin, dass neben Lebensstilfaktoren der Mutter (wie körperliche Bewegung und Ernährung) und teratogenen Einflussfaktoren (wie Rauchen, Medikamente), auch die psychische Verfassung und Gesundheit der Mutter während Schwangerschaft und Stillzeit den Stoffwechsel des Kindes nachhaltig beeinflusst und prägt.

Untersucht wurden u. a. Stresszustände, Angst und Depressionen während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Ergebnisse zeigen höhere Cortisolspiegel als Zeichen einer veränderten Stressantwort der Kinder noch im Jugendalter. Daneben deuten sich höhere Raten an Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen sowie Störungen der Emotionsregulation oder eine niedrigere kognitive Kapazität an, bei mütterlicher postnataler Depression ein eher ablehnendes Bindungsverhalten der Kinder. Auch schwerere Formen psychischer Störungen wie Schizophrenie und Autismus werden inzwischen in Zusammenhang mit Einflussfaktoren metabolischer Programmierung untersucht.

Die Auswirkungen mütterlicher Lebensstilfaktoren sowie ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit auf ihre Nachkommen sind hochkomplex. Aber die Ergebnisse bisheriger Studien zeigen nach Lewis deutlich, dass prä- und postnatale Programmierung den Stoffwechsel des Kindes nachhaltig prägen. Daher fordern Wissenschaftler, auch im Hinblick auf die Prävention psychischer Probleme und Störungen im Kindes -und Jugendalter, die Zeit der Schwangerschaft und die Zielgruppe der Mütter sehr viel stärker als bisher in Präventionsbemühungen einzubeziehen. Dazu zählt die Entwicklung und Verbreitung entsprechender gesundheitlicher Empfehlungen für junge Frauen und Mütter ebenso wie die Aufklärung der Verantwortlichen im Gesundheitssystem und die gezielte Ansprache von Risikogruppen wie Müttern in schwierigen Lebenslagen, mit psychischen Problemen oder von Raucherinnen.

Literatur: Lewis AJ, Galbally M, Gannon T, Symeonides C (2014) Early life programming as a target for prevention of child and adolescent mental disorders. BMC Med 12: 33 published online Feb 24, 2014 DOI: 10.1186/1741-7015- 12-33

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 07/14 auf Seite M352.

Das könnte Sie interessieren
#Ernährungstrend und der Zeitgeist weiter
© Rosendo Serrano Valera/iStock/Getty Images Plus
Supportives Fasten bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellitus weiter
Erfolgreiche Nachwuchsförderung durch den OECOTROPHICA-Preis des Berufsverbandes weiter
Ernährung als Schlüssel zur Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiter
Frühstücken in der Schule? weiter
Update Lebensmittelallergien weiter