Editorial 7/2019: Planetary Healthy Diet or political business as usual?

Spätestens seit der Europawahl sind „grüne Themen“ wieder Inhalt der Statements von Polit-Profis fast aller Farben des Parteienspektrums. Und schnell sind dann Klima, Umweltschutz und Erhalt der Biodiversität mal wieder „die wichtigsten Aufgaben“. Allerdings drängt sich der Verdacht auf, dass hinter dem Höhenflug der Ökothemen nicht die (späte) Einsicht in die globalen Zusammenhänge unserer Lebensgrundlagen steht, sondern das wetterwendische Erschnuppern von Trends und Wählergunst.

Noch immer führt die enge Taktung von Landtags-, Bundestags- und Europawahlen mit den jeweiligen Rücksichtnahmen auf echte oder vermeintliche Wählerinteressen (in Deutschland gepaart mit GroKo-verschlissenen Akteuren oft ohne erkennbaren Gestaltungswillen) zu kurzsichtigem Taktieren der Regierenden. Es fehlt die entschlossene Umsetzung der selbstgesteckten Klimaziele.

2019 sei das Jahr des Handelns, ja sogar die Sommerpause falle für das „Klimakabinett“ aus1. Wir Ernährungsfachkräfte sollten nicht nur gespannt sein, sondern in all unseren Berufsfeldern und mit all unserer Kompetenz auf klimafreundliche und nachhaltige Entscheidungen drängen – als kraftvoller Ansatz für Public Health Nutrition. Denn, mal ganz abgesehen von der Rettung niedlicher Eisbären und Bienen, die durch die Werbespots der Polit-Promis geistern, könnte auch der Mensch in absehbarer Zeit zur bedrohten Art werden, weil immer häufiger gesunde Lebensgrundlagen fehlen und ein Domino-Effekt von Klimawandel, Missernten, Überbevölkerung, Migration, politischen Krisen und den damit für kurzfristige Gewinne jonglierenden wirtschaftlichen und politischen Profiteuren in Gang gesetzt wird, der schwer zu kontrollieren ist.

Ernährungsfachkräfte wissen zwar, dass Ernährung in allen Lebensbereichen verwurzelt ist, doch oft wird Ernährung im Berufsalltag auf das zu therapierende Krankheitsbild, die akute Ernährungsbeeinträchtigung, die minimale Anpassung einer Zufuhrempfehlung oder das gerade diskutierte Trend-Lebensmittel reduziert. In unserem Special „Welternährung“ ab Seite M408 möchten wir den Blick weiten auf globale Zusammenhänge und landen damit gleich wieder im politischen Bereich: Seien es Entwicklungszusammenarbeit, Handelspolitik oder das weltweite Ernährungssystem, dessen Grenzüberschreitungen der EAT-Lancet-Report deutlich herausarbeitet und zugleich Lösungsansätze benennt. Sind das übereilte Kassandra-Rufe, weltfremde Wissenschaftsfiktion oder notwendiger beschwerlicher Weg? Gibt es Alternativen? Diskutieren Sie mit uns per E-Mail, Twitter und Facebook.

Ihr Udo Maid-Kohnert

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1 Umweltministerin Schulze lt. Handelsblatt vom 10.4.2019: www.handelsblatt.com/politik/deutschland/klimakabinett-die-bundesregierung-nimmt-sich-jetzt-mehr-zeit-fuers-klima/24202682.html?ticket=ST-1144018-Von7rHBqGZdks61mhcbl-ap4 



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2019 auf Seite M377.

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