Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft und spätere Stillpraxis bei Müttern in schwierigen Lebenslagen

  • 15.07.2019
  • Print-Artikel
  • Helena Ludwig-Walz
  • Malin Reibstein
  • Anke L. B. Günther
  • Anja Kroke

Peer-Review-Verfahren / Manuskript eingereicht: 01.08.2018 / Überarbeitung angenommen: 10.01.2019

Eine explorative Analyse: Auswertung von Daten der Kohorte BaBi-LANG

Einleitung und Fragestellung

Zahlreiche Studien weisen mittlerweile auf die Bedeutung des für die gesundheitliche Entwicklung sensiblen Zeitfensters von der Konzeption bis zum Ende des 2. Lebensjahrs hin („erste 1 000 Tage“). Demnach hat die Ernährung des Säuglings (Stillen vs. Formula) einen wichtigen Einfluss auf die lebenslange Gesundheit und wirkt sich möglicherweise auf das langfristige Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 und erhöhten systolischen Blutdruck aus [1–3].

Nach den deutschen Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“ sollten Säuglinge mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschließlich gestillt werden [4]. Mit Blick auf die Einflussfaktoren auf Stillhäufigkeit und -dauer in Deutschland ist nach wie vor der sozioökonomische Status (SÖS) einer der wichtigsten [5, 6]. Demnach stillten laut Basiserhebung sowie der ersten Folgebefragung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) Mütter mit einem hohen Sozialstatus signifikant häufiger und länger als Mütter mit niedrigem Sozialstatus [5, 6]. Ärztliche Beratung und Unterstützung der werdenden Mutter kann, so haben Studien gezeigt, die Stillinitiation und -dauer erhöhen [7, 8], insbesondere auch bei einkommensschwachen Frauen [9].

Abstract

Die gesetzlich verankerten Schwangerenvorsorgeuntersuchungen (SVU) könnten eine frühe Kontaktmöglichkeit bieten, um Mütter in schwierigen Lebenslagen zum Stillen zu motivieren. Unter Nutzung quasi-prospektiver Daten einer Kohorte mit 64 Mutter-Kind-Paaren in schwierigen Lebenslagen wurde der Zusammenhang zwischen der Teilnahme an den SVU und der späteren Stillinitiation und -dauer analysiert. Die Inanspruchnahme der SVU war nicht mit der Stillinitiation, allerdings positiv mit einer mindestens 4-monatigen Vollstilldauer assoziiert; unabhängig von Schwangerschaftsdauer und sozioökonomischem Status. Aus Public Health (Nutrition)-Perspektive könnte der frühe und regelmäßige Kontakt zu (werdenden) Müttern in schwierigen Lebenslagen im Rahmen der SVU ein Potenzial für die Steigerung der Vollstilldauer darstellen. Daher sollten die Festschreibung einer Stillberatung in den Mutterschafts-Richtlinien und Lehrinhalten medizinischer Curricula wichtige Schritte darstellen, um gesundheitliche Ungleichheit zu verringern.

Schlüsselwörter: Schwangerenvorsorgeuntersuchungen, Stillen, sozioökonomischer Status, schwierige Lebenslagen, perinatale Programmierung



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2019 von Seite M390 bis M398.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung weiter
WHO-Bericht: Vier Industrieprodukte verursachen jährlich 2,7 Mio. Todesfälle in Europa weiter
Wie Influencer*innen „Kinderlebensmittel“ auf Social Media bewerben weiter
Es tut sich was in unserem Land weiter
Neue Best-Practice-Empfehlungen der American Gastroenterological Association (AGA) weiter
Behandlung von Adipositas-Erkrankten zukünftig besser koordiniert weiter