Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung

  • 15.07.2024
  • Print-Artikel
  • Alessa Klug
  • Janett Barbaresko
  • Ute Alexy
  • Tilman Kühn
  • Anja Kroke
  • Hermann Lotze-Campen
  • Ute Nöthlings
  • Margrit Richter
  • Christian Schader
  • u. a.

Peer-Review-Verfahren / Manuskript eingereicht: 23.4.2024. Positionspapiere unterliegen in der Ernährungs Umschau, wie auch in vielen anderen Fachzeitschriften, nicht dem Peer-Review-Verfahren, weil es sich bei Positionspapieren bereits um vielfach durch Expert*innen (Peers) bewertete, diskutierte und auf breiter Basis konsentierte Texte handelt.

Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

Einleitung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt grundsätzlich eine Ernährung, die zu einem großen Anteil aus Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft besteht und durch Lebensmittel tierischer Herkunft ergänzt wird. Wichtig ist, dass die Lebensmittelauswahl eine bedarfsdeckende Nährstoffzufuhr gewährleistet. Pflanzenbetonte Ernährungsweisen belasten die Umwelt und das Klima weniger als die übliche Ernährungsweise in Deutschland und fördern die Gesundheit [1].

Die Positionen der DGE zu veganer Ernährung aus den Jahren 2016 [2] und 2020 [3] wurden mit Fokus auf die Nährstoffversorgung formuliert. Im DGE-Positionspapier aus 2016 kam die DGE zu der Einschätzung, dass bei einer veganen Ernährung eine ausreichende Versorgung ohne Supplementation (potenziell) kritischer Nährstoffe nicht oder nur schwer möglich ist. Für Erwachsene, die sich vegan ernähren möchten, hat die DGE in diesem Rahmen Handlungsempfehlungen für die Umsetzung einer bedarfsgerechten veganen Ernährung abgeleitet. Die DGE hat in ihrem Positionspapier aus 2016 darauf hingewiesen, dass das Risiko für Nährstoffdefizite und somit Gesundheitsstörungen erhöht ist und damit eine vegane Ernährung für Schwangere, Stillende sowie Kinder- und Jugendliche nicht empfohlen wird. In der Ergänzung der Position für die Bevölkerungsgruppen mit besonderem Anspruch an die Nährstoffversorgung aus 2020 [3], also für Kinder vom Säuglingsalter über die gesamte Wachstumsphase bis hin zu Jugendlichen, Schwangeren und Stillenden, welche auch als vulnerable Bevölkerungsgruppen bezeichnet werden können, blieb die Position der DGE zu veganer Ernährung für diese Gruppen aufgrund der weiterhin unzureichenden Datenlage bestehen. Zudem wurde aufgeführt, dass Fachkräfte auf die Risiken einer veganen Ernährung hinweisen, Handlungsoptionen aufzeigen und gleichzeitig eine bestmögliche Unterstützung bei der Umsetzung einer bedarfsgerechten veganen Ernährungsweise bieten sollen [3]. In ihrem Positionspapier zur nachhaltigeren Ernährung aus dem Jahr 2021 [4] erklärte die DGE, dass sie entsprechend den Zielen einer nachhaltigeren Ernährung gemäß des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBAE) [5] neben der Dimension Gesundheit in ihrer zukünftigen Arbeit auch explizit die Dimensionen Umwelt, Soziales und Tierwohl berücksichtigen wird.

Abstract

In diesem Positionspapier zur Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung werden neben neuen Daten zur Gesundheit auch die weiteren Zieldimensionen einer nachhaltigeren Ernährung (Umwelt, Tierwohl und Soziales) betrachtet. Zur Identifizierung relevanter Publikationen wurden ein Umbrella Review und ein ergänzendes systematisches Review durchgeführt sowie weitere Publikationen berücksichtigt. Die Betrachtung der Zieldimensionen Tierwohl und Soziales zeigt, dass die bisherigen Ansätze zur Bewertung der Auswirkung von Ernährungsweisen in diesem Zusammenhang noch nicht ausreichend etabliert sind und nicht umfassend angewendet werden. Daher werden nur die Zieldimensionen Gesundheit und Umwelt in die Position einbezogen. Gegenüber anderen Ernährungsweisen wurden bei einer veganen Ernährung potenzielle Vor- und Nachteile für die Gesundheit identifiziert.
Für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung kann neben anderen Ernährungsweisen auch eine vegane Ernährung, unter der Voraussetzung der Einnahme eines Vitamin-B12- Präparats, einer ausgewogenen, gut geplanten Lebensmittelauswahl sowie einer bedarfsdeckenden Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe (ggf. auch durch weitere Nährstoffpräparate), eine gesundheitsfördernde Ernährung darstellen.
Für die vulnerablen Gruppen Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senior*innen kann die DGE aufgrund der weiterhin eingeschränkten Datenlage weder eine eindeutige Empfehlung für noch gegen eine vegane Ernährung aussprechen. Aufgrund des Risikos für potenzielle, teilweise irreversible Konsequenzen bei inadäquater Durchführung müssen für eine vegane Ernährung in vulnerablen Gruppen besonders fundierte Ernährungskompetenzen vorliegen. Eine Ernährungsberatung durch qualifizierte Fachkräfte ist daher für diese Gruppen dringend angeraten.
Eine vegane Ernährung ist als äußerst umweltfreundlich anzusehen, sie stellt eine empfehlenswerte Maßnahme zur Verringerung der Umweltbelastungen des Ernährungssystems dar. Unter Berücksichtigung sowohl gesundheits- als auch umweltrelevanter Aspekte ist eine Ernährungsweise mit einer deutlichen Reduktion tierischer Lebensmittel zu empfehlen.

In der Druckausgabe dieser ERNÄHRUNGS UMSCHAU sind nur die Kapitel „Einleitung und Zielsetzung“ sowie „Fazit und Handlungsempfehlungen“ des DGE-Positionspapiers „Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung“ abgedruckt. Lesen Sie hier den Auszug kostenfrei.

Lesen Sie das vollständige Positionspapier hier kostenfrei!

eSupplement zum Artikel


 
Auszüge dieses Artikels finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2024 auf den Seiten M382 bis M386.

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