EHEC-Infektion: Bockshornklee-Samen Ursache für Ausbruch
- 15.08.2011
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- Redaktion
Aus Ägypten importierte Bockshornklee- Samen konnten als Ursache für die aktuellen EHEC-Infektionen in Deutschland identifiziert werden. Grundlage für die Aufklärung waren epidemiologische Untersuchungen sowie die Vor- und Rückwärtsverfolgung von Samenlieferungen. Zuständig hierfür war eine eigens gegründete EHEC-Task-Force beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit .
Nachdem auch in Frankreich Erkrankungen mit demselben Erreger aufgetreten waren, übernahm die europäische Lebensmittelbehörde EFSA die Leitung auf internationaler Ebene. Bockshornklee-Samen waren im April und Mai 2011 in einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb, auf den sich zahlreiche EHEC-Infektionen zurückführen ließen, für die Sprossenproduktion eingesetzt worden. Auch der Ausbruch der Erkrankung in Frankreich ließ sich mit Bockshornklee-Samen in Zusammenhang bringen.
Die Nachverfolgung der Lieferwege der Bockshornklee-Samen ergab, dass diese aus Ägypten stammten. Am 6. Juli ordnete die EU-Kommission den Rückruf und die Beseitigung der im Zeitraum 2009 bis 2011 aus Ägypten importierten und im Rahmen der Rückverfolgung ermittelten Chargen Bockshornklee-Samen an. In Ergänzung verhängte die Kommission bis zum 31. Oktober 2011 ein Importverbot für Bockshornklee-Samen und weitere Samen aus Ägypten. Die Möglichkeiten der Kreuzkontamination wurden ebenfalls geprüft.
Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor, dass in Deutschland eine Kreuzkontamination anderer Samenarten durch Bockshornklee-Samen stattgefunden hat. Auch Currypulver, welches Bockshornklee-Samen enthält, ist nach aktuellem Wissensstand nicht mit EHEC-Bakterien belastet (z. B. aufgrund anderer Herkunft und der hohen Temperaturen bei der Samentrocknung). Der derzeitige EHEC-Ausbruch war der größte im Verbund mit dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), der in Deutschland je beschrieben wurde. In Bezug auf die Anzahl der übermittelten Fälle des HUS ist er zudem weltweit der größte beschriebene derartige Ausbruch.
Der Erkrankungsgipfel war Ende Mai 2011, in den letzten Wochen sind keine Neuerkrankungen mehr gemeldet worden. Auch nach dem Ende des aktuellen Ausbruchs ist jedoch mit weiteren EHEC O104:H4-Erkrankungen beim Menschen zu rechnen. Weitere Informationen: www.bfr.bund.de , www.bvl.bund.de, www.rki.de. Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Robert Koch-Institut (RKI), Gemeinsame Pressemeldungen vom 05.07. und 21.07.2011
Empfehlung:
Sollten in Privathaushalten noch Bockshornklee-Samen für Sprossen und Keimlinge vorhanden sein, die in den Jahren 2009 bis 2011 gekauft wurden, sollten diese mit dem Restmüll entsorgt werden. Dies trifft auch für Samenmischungen zu, die Bockshornklee-Samen enthalten. Bockshornklee-Samen, die nicht als Sprossen gezüchtet, sondern für eigene Gewürzmischungen genutzt werden sollen, sollten vor der Weiterverarbeitung, z. B. durch Rösten in der Pfanne, kräftig erhitzt werden.
Da Bakterien sich in fertig verpackten Sprossen und Keimlingen bereits innerhalb von wenigen Tagen stark vermehren, sollten Personen mit geschwächter Immunabwehr vorsichtshalber auf den Verzehr von rohen Sprossen und Keimlingen verzichten. Allen anderen Personen rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), diese Lebensmittel vor dem Verzehr zur Verringerung der Keimbelastung gründlich zu waschen und möglichst schnell zu verbrauchen. Die Infektion mit pathogenen EHEC-Erregern kann zudem von Mensch zu Mensch übertragen werden (Schmierinfektion) oder auch durch Lebensmittel, die von erkrankten Menschen kontaminiert wurden. Es ist daher weiterhin auf die konsequente Einhaltung persönlicher hygienischer und lebensmittelhygienischer Maßnahmen zu achten.
Den Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 08/11 auf Seite 404.