Der Nutri-Score als ein erweitertes Nährwertkennzeichnungsmodell im Lebensmitteleinzelhandel
- 15.09.2021
- Print-Artikel
- Louisa Marczuk
- Anke Möser
- Ramona Teuber
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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 02. Februar 2021 / Überarbeitung angenommen: 04. Mai 2021
Eine Bestandsaufnahme
Einleitung und Zielsetzung
Auf der Grundlage der EU-Verordnung 1169/2011 besteht bei verarbeiteten Lebensmitteln die Verpflichtung zur Deklaration bestimmter Nährwerte in einer Nährwerttabelle [1]. Diese soll Transparenz schaffen und es VerbraucherInnen ermöglichen, informierte Kaufentscheidungen zu treffen. Trotz dieser Informationen zeigen Studien, dass es VerbraucherInnen teilweise schwerfällt, Lebensmittel hinsichtlich ihrer ernährungsphysiologischen Eigenschaften zu bewerten, und sie sich daher eine vereinfachte, erweiterte Nährwertkennzeichnung wünschen [2]. Ergänzend zu Zutatenlisten und Nährwerttabellen können EU-Länder auf freiwilliger Basis neue, vereinfachte Kennzeichnungsformen mithilfe von grafischen Symbolen nutzen [3]. In Frankreich wurde diesbezüglich der Nutri-Score Ende 2017 offiziell als erweitertes Nährwertkennzeichnungsmodell zugelassen [4]. Zielsetzung des Nutri-Scores ist es, den VerbraucherInnen eine auf den ersten Blick intuitiv verständliche Auskunft und Bewertung über den Nährwert verarbeiteter und verpackter Lebensmittel zu vermitteln. Seit Inkrafttreten der Verordnung zur Einführung des Nährwertkennzeichens Nutri-Score am 06. November 2020 können auch deutsche Unternehmen diesen rechtssicher verwenden [5].
Durch die Verbreitung des Nutri-Scores auf immer mehr Produkten im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) soll die Vergleichbarkeit zwischen Lebensmitteln der gleichen Produktgruppe hinsichtlich ihres Nährwerts bzw. ihrer Nährstoffzusammensetzung unabhängig von Ernährungskenntnissen der VerbraucherInnen ermöglicht werden. Auf diesem Wege soll die Lebensmittelwahl von ernährungsphysiologisch günstigeren Produkten erleichtert werden, ohne den Zugang zu ungünstigeren Produkten einzuschränken [3, 6].
Abstract
Der Nutri-Score kann seit Ende 2017 in Frankreich und seit November 2020 in Deutschland rechtssicher von Unternehmen genutzt werden. Basierend auf Daten der Global New Product Database (GNPD) der Mintel Group vergleicht die vorliegende Studie, welche Produkte von welchem Inverkehrbringer (Hersteller oder Lebensmitteleinzelhandel [LEH]) bisher mit dem Nutri-Score in Deutschland und Frankreich gekennzeichnet wurden, und ob sich diesbezüglich Muster erkennen lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass A- und B-Kennzeichnungen momentan in Deutschland und Frankreich überwiegen. Dennoch ist anhand von Daten für Frankreich zu erkennen, dass im Zeitablauf der Anteil an Produkten mit einer ungünstigen D- oder E-Kennzeichnung statistisch signifikant angestiegen und diese Entwicklung ebenso für den deutschen Markt zu erwarten ist. In beiden Ländern finden sich die meisten Kennzeichnungen bei Milchprodukten, Haupt- und Fertiggerichten sowie Fisch-, Fleisch- und Eierprodukten. In Bezug auf die Inverkehrbringer dominieren in den ersten Monaten nach Einführung des Nutri-Scores in beiden Ländern die Hersteller. Im Zeitablauf stieg in Frankreich der Anteil der Handelsmarken jedoch deutlich von rund einem Drittel bis hin zu knapp der Hälfte aller gekennzeichneten Produkte an.
Schlüsselwörter: Nährwertkennzeichnung, Nutri-Score, Lebensmitteleinzelhandel, Herstellermarken, Handelsmarken, Labels, Labelling
Peer-Reviewed / Manuscript (original contribution) received: February 02, 2021 / Revision accepted: May 04, 2021
The Nutri-Score as an extended nutrition labeling model in food retailing
A stocktaking
Abstract
The Nutri-Score has been available for use with legal certainty by companies in France since the end of 2017 and in Germany since November 2020. Based on data from the Mintel Group’s Global New Product Database (GNPD), this study compares which products have been labeled with the Nutri-Score by which distributor (manufacturer or food retailer) in France and Germany up to now, and whether specific patterns can be identified in this respect. The results show that A and B labels currently dominate in Germany as well as in France. Nevertheless, the data for France show that over time the proportion of products with an unfavourable D or E label has increased to a statistically significant extent, and this development can also be expected on the German market. In both countries most labels are found on dairy products, main dishes and ready meals, as well as fish, meat and egg products. In terms of distributors, manufacturers dominated in both countries in the first few months after introduction of the Nutri-Score. Over time, however, the proportion of private labels increased significantly in France from around a third to just under half of all labeled products.
Keywords: front-of-pack nutrition label, Nutri-Score, retailers, national brands, private labels
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2021 von Seite M533 bis M539.
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