Kollagenzufuhr zur Verbesserung von Körperfunktionen?

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 9. Februar 2023 / Überarbeitung angenommen: 18. Juli 2023

Eine narrative Übersicht zu physiologischen Aspekten der Kollagensupplementation

Einleitung

Kollagene
Kollagene sind Strukturproteine, die aus 662–3152 Aminosäuren bestehen, wobei Glycin, Lysin und Prolin quantitativ den größten Anteil bilden [1]. Von Bedeutung sind Kollagene überall dort, wo feste Körperstrukturen existieren, z. B. Haut, Knochen, Zähne, Knorpel, Bandscheiben und Bänder.
Der menschliche Organismus synthetisiert Kollagen im Rahmen einer endogenen Kollagensynthese. Mit steigendem Lebensalter nimmt die Syntheseleistung ab [1].

Untergliedert werden Kollagene in 28 Typen, deren gemeinsame Struktur eine Triple-Helix ist. Sie wird auch als kollagene Domäne bezeichnet. Zur molekularen Struktur gehören zudem nicht-kollagene Domänen, die entweder strukturelle Funktionen haben oder biologisch aktiv sind. Von Willebrand Faktor-Domänen, Kunitz-Domänen, Fibronectin [2] und Thrombospondine [3] sind Beispiele.
Kollagene kommen in natürlicher Form u. a. in Fleisch und Fisch vor, da sie als Bestandteil von humanen und tierischen Körperstrukturen für deren Aufbau erforderlich sind [1]. Bei Gelatine handelt es sich um gereinigtes Kollagen, dessen Kollagenanteil bei bis zu 85 % liegt. Lebensmittel mit einem hohen Gelatineanteil, wie z. B. Aspik und Gummibärchen, enthalten zwischen 4 und 8 g Kollagene pro 100 g [4]. ...

Abstract

Kollagensupplementation wird mit positiven Effekten zum Beispiel bei Arthrose, Hautalterung oder auch im Rahmen einiger entzündlicher Erkrankungen diskutiert. Bisher sind keine Mechanismen eindeutig identifiziert, über die Kollagene ihre Wirkung vermitteln. Insgesamt sind mögliche Wirkmechanismen bisher wenig untersucht worden, sodass die Wirksamkeit von Kollagen auf physiologischer Ebene bisher nicht begründbar ist. Anhand einer explorativen Literaturrecherche und eines narrativen Überblicks zielt der vorliegende Beitrag darauf, physiologische Erklärungsansätze und Wirkmechanismen aufzugreifen, die mit einer Kollagensupplementation assoziiert werden können. Aussagen zur systemischen Bioaktivität von Kollagenpeptiden, die offenbar die gastrointestinale Barriere passieren und relative Stabilität in der Blutbahn aufweisen können, betreffen meist die Modulation der endogenen Kollagensynthese, immunologische Mechanismen oder den Einfluss auf die Zellproliferation. Diese Aussagen basieren weitestgehend auf in-vitro oder Tierstudien und haben zudem oft geringe Evidenz, sodass diese nicht ohne weiteres auf den menschlichen Organismus übertragen werden können. Eine Systematisierung der Forschungsansätze und gezielte Studien zu unbeantworteten Fragestellungen würden die physiologische Perspektive stärken und gegebenenfalls zu einer wissenschaftlichen Evidenz führen, die fundierte Aussagen ermöglicht.

Schlüsselwörter: Kollagen, Supplementation, Kollagenpeptide, Arthrose, Hautalterung, Zellproliferation, Kollagensynthese, Verfügbarkeit, Physiologie



Peer reviewed / Manuscript (original) submitted: February 9, 2023 / Revision accepted: July 18, 2023

Could collagen supplementation improve bodily functions?

Physiological aspects of collagen supplementation: a narrative review

Abstract

The possible beneficial effects of collagen supplementation, for example in osteoarthritis, skin aging, and certain inflammatory diseases, is currently a subject of discussion. To date, no mechanisms through which collagens mediate their effects have been clearly identified. Possible mechanisms of action have been little investigated as a whole, so the efficacy of collagen on the physiological level cannot yet be substantiated. Using an exploratory literature search and narrative review, this article aims to review physiological explanatory approaches and mechanisms of action that may be associated with collagen supplementation. Statements on the systemic bioactivity of collagen peptides, which appear to be able to cross the gastrointestinal barrier and exhibit relative stability in the bloodstream, mostly refer to modulation of endogenous collagen synthesis, immunological mechanisms, or influence on cell proliferation. These statements are largely based on in vitro or animal studies and also often have low evidence, which means that they cannot be easily extrapolated to the human body. Systematizing research approaches and conducting targeted studies to address unanswered questions would strengthen the physiological perspective and could yield scientific evidence that would enable well-founded statements to be made.

Keywords: collagen, supplementation, collagen peptides, osteoarthritis, skin aging, cell proliferation, collagen synthesis, availability, physiology

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2023 auf den Seiten M672 bis M678.

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