Max-Planck-Institut: Äußere Reize steuern die hormonelle Regulation unseres Essverhaltens

In einer Studie an jungen, gesunden Männern gingen Forscher vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie der Frage nach, ob allein der Anblick leckerer Speisen Appetit macht.

Die Auswertung der Studie belegte nun, dass sich die Menge des neurosekretorischen Peptidhormons Ghrelin im Blut durch die optische Stimulation mit Bildern von Lebensmitteln erhöht. Als Hauptregulator steuert Ghrelin sowohl unser Essverhalten als auch körperliche Prozesse zur Nahrungsverwertung. Die Untersuchungsergebnisse dokumentieren, dass neben den physiologischen Mechanismen zur Erhaltung des Energiestatus auch Umweltfaktoren spezifischen Einfluss auf die Nahrungsaufnahme nehmen.

Die allgegenwärtige Präsenz von appetitanregenden Lebensmitteln in Umwelt und Medien hat hierüber einen Einfluss auf das Essverhalten. Die Arbeitsgruppe um Axel STEIGER untersuchte in ihrer Studie die spezifische physiologische Reaktion der Probanden auf das Betrachten von Bildern, die entweder gut schmeckende Speisen darstellten oder nicht essbare Objekte zeigten. Gemessen wurden die Konzentrationen verschiedener Hormone im Blut, die an der Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligt sind, wie Ghrelin, Leptin und Insulin. Messbar war ein Anstieg der Ghrelin-Konzentration spezifisch auf die optischen Reize mit Speisen.

„Unsere Studienergebnisse zeigen erstmalig, dass die Ausschüttung von Ghrelin ins Blut zur Regulation der Nahrungsaufnahme auch durch äußere Faktoren gesteuert wird. Unser Gehirn verarbeitet also diese optischen Reize, und ohne willentliche Kontrolle werden die körperlichen Prozesse gestartet, die unser Appetitempfinden steuern. Ein Mechanismus, der uns dazu verleiten könnte, bereits zwei Stunden nach dem Frühstück ein Stück Kuchen zu verzehren“, sagt Petra SCHÜSSLER, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut. Sie empfiehlt daher Menschen mit Gewichtsproblemen, den Anblick von Bildern appetitlicher Lebensmittel möglichst zu vermeiden.

Literatur: Schüssler P, Kluge M, Yassouridis A et al. Ghrelin levels increase after pictures showing food Obesity (Silver Spring). doi: 10.1038/oby.2011.385. [Epub ahead of print] Quelle: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., Pressemeldung vom 16.01.2012

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 04/12 auf Seite 191.

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