Letter to the Editor

Zum Beitrag: „Das egoistische Gehirn“ von Achim PETERS Prof. PETERS präsentiert in knapper Form die hochinteressante und kreative Theorie des egoistischen Gehirns. Allerdings ist die Darstellung stellenweise ungenau und die Argumentation liest sich etwas unkritisch und zu sehr auf den erhofften Beleg der Theorie formuliert.

Mehrere relevante Punkte der Argumentation bleiben dem interessierten Leser unklar. Bevor weitreichende therapeutische Konsequenzen propagiert werden können, müssen diese Punkte geklärt oder plausibel erläutert werden, da parallel andere Konzepte zur Deutung der Adipositasgenese existieren (sedentary lifestyle, intestinale Bakterien, Viren). Wenn PETERS schreibt „Dicke Menschen leben länger“, dann ist das in dieser Form eine Schlagzeile der Laienpresse; in Wahrheit ist die mittlere Lebenserwartung Adipöser reduziert, während als „Paradoxon“ für die Subgruppe bestimmter Erkrankungen gilt, dass Übergewicht mit einer günstigeren Erkrankungsprognose assoziiert ist.

PETERS beschreibt das „Stresssystem“ als das Hauptabwehrsystem des Menschen, übersieht daneben aber z. B. das Immunsystem, die Haut oder die Darmbarriere. Ebenso ist die Vereinfachung auf zwei „genetische“ Stresstypen A und B sicherlich eine grobe Vereinfachung, die nicht als solche gekennzeichnet ist. Als Beleg für den Zusammenhang zwischen Stress-Reaktion und Gewichtsverlauf wird eine Studie angeführt, die die postulierten Aussagen nicht enthält. Diese Arbeit beschreibt vielmehr, dass hohe Stressreaktionen mit der späteren Entwicklung einer Hypertonie korrelieren.

Dr. med. Jann Arends, Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Literatur: 1. Flaa A, Eide IK, Kjeldsen SE, Rostrup M (2008) Sympathoadrenal stress reactivity is a predictor of  future blood pressure: an 18-year follow-up study. Hypertension
52: 336–341

Den vollständigen Artikel mit Stellungnahme des Autors finden Sie in Ernährungs Umschau 07/12 von Seite 370 bis 371.