Gentechnisch veränderter Mais – Österreich zieht Studie zurück

Österreich hat eine im November 2008 veröffentlichte Studie über Langzeit-Fütterungsversuche mit Mäusen zurückgezogen. Die Studie hatte in der Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt, da einige der mit gentechnisch verändertem Mais gefütterten Mäuse weniger Nachkommen zur Welt brachten. Medien und gentechnik-kritische Organisationen hatten das Ergebnis als Hinweis auf eine verringerte Fortpflanzungsfähigkeit durch „Gen-Mais" interpretiert.

Im November 2008 war die von einer Arbeitsgruppe an der Universität Wien unter der Leitung von Prof. Jürgen ZENTEK (heute TU Berlin), durchgeführte Studie auf einer Tagung in Wien vorgestellt worden. Labormäuse, die mit einer Diät zu einem Drittel aus gentechnisch verändertem Mais NK603xMON810 gefüttert wurden, hatten in der in der 3. und 4. Generation weniger Nachkommen hervorgebracht, als die Tiere der Kontrollgruppe, die kein gentechnisch verändertes Futter bekamen. Zwar warnte ZENTEK vor übereilten Verallgemeinerungen, doch seitdem wird die Studie von gentechnik-kritischen Gruppierungen immer wieder als Beleg für gesundheitliche Risiken durch gentechnisch veränderte Nahrungspflanzen herangezogen. „Verzehr von Gentech-Mais verringert Fruchtbarkeit", titelte beispielsweise Greenpeace und forderte, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) „wegen Inkompetenz zu schließen".

Österreich hatte die Studie in die Beratungen auf EU-Ebene eingebracht. In der Sitzung „Konsens unter den Mitgliedsstaaten" im Dezember 2008 wurde aber nach Diskussion festgestellt, dass die Studie die Frage der Sicherheit von gv-Mais NK603xMON810 nicht beantworte. Die österreichischen Behörden sollten prüfen, ob sie die Rohdaten zur Verfügung stellen könnten. Zuvor hatten auch die EFSA und einige nationale Behörden die Ergebnisse der Fütterungsstudie geprüft und waren zu dem Ergebnis gekommen, dass aus dem Report keine Schlussfolgerungen abgeleitet werden könnten, da die Daten fehlerhaft und widersprüchlich seien. Zudem fehlten wichtige Informationen für eine wissenschaftliche Bewertung der Studie. Trotz der damaligen Zusage gelang es der österreichischen Regierung offenbar nicht, diese Daten sowie ihre statistisch korrekte Auswertung nachzuliefern. Quelle: TransGen, Meldung vom 26.03.2010 (30.04.10)

Langzeitstudie: Neue Diskussionen um Sicherheit von gentechnisch verändertem Mais (11.11.2008)

Bereits im Oktober 2009 hatte die österreichische Regierung auf einer Sitzung des „Ständigen Komitees für die Warenkette und Tiergesundheit" bei der EU-Kommission erklärt, dass es den mit der Studie beauftragten Wissenschaftlern nicht gelungen sei, eine „zufriedenstellende statistische Auswertung der Daten" vorzulegen. Eine solche Auswertung werde von den österreichischen Ministerien, welche die Studie in Auftrag gegeben hatten, auch nicht mehr erwartet.

Ein knappes Jahr zuvor hatte das Komitee die damals aktuell veröffentlichte Studie erörtert und war zu dem Schluss gekommen, dass die Daten keine Schlussfolgerungen in Bezug auf den untersuchten gv-Mais – eine Kreuzung aus den beiden Maislinien NK603 und MON810 – zuließen. Österreich hatte damals zugesagt, die statistische Auswertung der Daten überprüfen zu lassen.

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/10 auf Seite 230, weitere Kurzberichte ab Seite 228.

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