Energieverwertung: Energieumsatz beim Frühstück höher als beim Abendessen
- 08.04.2020
- Print-News
- Redaktion
Unter der Leitung von Prof. Kerstin Oltmanns untersuchten die ForscherInnen, ob die nahrungsinduzierte Thermogenese (NIT) bei identischen Mahlzeiten tageszeitlich variiert oder ob diese Regulation auch nach energiearmen Mahlzeiten im Vergleich zu energiereichen erhalten bleibt.
In einer verblindeten, randomisierten Laborstudie erhielten 16 normalgewichtige Männer ein energiearmes Frühstück und ein energiereiches Abendessen in der einen Bedingung und umgekehrt in der anderen. Die NIT wurde mittels indirekter Kalorimetrie gemessen und Parameter des Glukosestoffwechsels bestimmt. Darüber hinaus wurden Hungergefühle und Appetit auf Süßigkeiten unter beiden Bedingungen miteinander verglichen.
Ernährungswissenschaftlerin und Studienleiterin Juliane Richter, M.Sc., erklärt: „Die Ergebnisse zeigen, dass eine identische Kalorienzufuhr sowohl nach hoch- als auch nach niederkalorischen Mahlzeiten zu einer 2,5fach höheren NIT am Morgen im Vergleich zum Abend führt. Der Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels war nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen deutlich vermindert. Das niederkalorische Frühstück führte zu verstärkten Hungergefühlen, insbesondere auf Süßigkeiten, während des ganzen Tages.“
Aus den Ergebnissen schlussfolgert das Wissenschaftsteam: Die nahrungsinduzierte Thermogenese nach einer Mahlzeit ist am Morgen deutlich höher als am Abend. Dieser genetische Tagesrhythmus bleibt auch bei energiearmer Ernährung, z. B. während einer Reduktionsdiät, erhalten. Darüber hinaus kann verstärkter Appetit auf Süßes nach einem energiearmen Frühstück zu gehäuftem Snacking im Tagesverlauf verführen. Nach dem Abendessen kommt es im Vergleich zum Frühstück zu einem höheren Anstieg von Glukose und Insulin. Daher sollte ein ausgiebiges Frühstück einem üppigen Abendessen vorgezogen werden, um Übergewicht oder Blutglukosespitzen bei Diabetes mellitus zu vermeiden.
In einer Folgestudie soll das Ergebnis der Studie im Hinblick auf die Gewichtsabnahme bei Übergewichtigen untersucht werden. „Unsere Studie zeigt, dass der menschliche Energieumsatz morgens grundsätzlich höher ist als abends. Das ist genetisch bedingt und bei jedem so“, erläutert Prof. Oltmanns. „Übergewichtige lassen häufig das Frühstück weg, weil sie abnehmen möchten, und essen abends eine große Hauptmahlzeit, wenn der Hunger übermächtig wird. Wir möchten nun nachweisen, dass es schon zu einer Gewichtsabnahme kommt, wenn man dieselbe Kalorienmenge hauptsächlich in der ersten Tageshälfte zu sich nimmt.“
Literatur:
1. Richter J et al. (2020) Twice as high diet-induced thermogenesis after breakfast vs dinner on high-calorie as well as low-calorie meals. J Clin Endocrinol Metab 105(3): 1–11.
Quelle: Universität zu Lübeck, Pressemeldung vom 21.02.2020
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2020 auf Seite M188.