Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Neues Online-Tool - Zukunftsszenarien zum Lebensmittelbedarf

Weltweit wird sich der Bedarf an Lebensmitteln bis 2050 etwa verdoppeln, dabei wird besonders der Anteil tierischer Produkte stark zunehmen – das zeigt eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung [1]. Mit einer einfachen und transparenten statistischen Methode haben die Wissenschaftler jetzt Zukunftsszenarien für den globalen Kalorienverbrauch erstellt. Ihre Ergebnisse haben sie in einer interaktiven Online-Anwendung visualisiert, mit der die künftige Nachfrage nach pflanzlichen und tierischen Produkten pro Kopf und Tag für die jeweiligen Kontinente erkundet werden kann.

„Langzeitvorhersagen des globalen Nahrungsmittelbedarfs sind immens wichtig, wenn es um globale Nahrungssicherheit, um die Ernährungsweise der Menschen oder um Umweltbelastungen wie die landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen geht“, sagt die Leitautorin Susanne Rolinski. „Unsere Studie liefert erstmals eine statistisch robuste Methode, mit der eine Spannbreite möglicher Zukunftspfade für die Entwicklung des Nahrungsmittelbedarfs erstellt werden kann.“ In der frei zugänglichen Publikation wenden die Wissenschaftler ihre neue Methode exemplarisch für vier anerkannte globale sozio- ökonomische Entwicklungsszenarien des Weltklimarats (SRES-Szenarien) an.

Die Methode kann aber auch auf andere und kommende Szenarien angewendet werden. „Bei kontinuierlichem Einkommenswachstum stehen die Chancen gut, dass Unterernährung, wie sie als Massenphänomen in vielen Ländern existiert, bis zur Mitte des Jahrhunderts stark zurückgehen wird“, sagt der zweite Leitautor Benjamin L. Bodirsky. „Doch schon heute verursacht ungesunde Ernährung eine höhere Sterblichkeit als Unterernährung und Hunger.“ Auch die Pro-Kopf-Nachfrage nach Kalorien wird den Simulationen zufolge in allen Weltregionen ansteigen – sei es durch einen höheren Verbrauch, oder weil in Haushalten mehr Lebensmittel weggeworfen werden.

Online-Tool: www.pik-potsdam.de/~-bodirsky/demand_scenarios/#page1

Literatur:
1. Bodirsky BL, Rolinski S, Biewald A et al. (2015) Global food demand scenarios for the 21st century. PLOS One [DOI: 10.1371/ journal.pone.0139201]

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressemeldung vom 05.11.2015



Das Modell kann dazu verwendet werden, Langzeitszenarien zum Lebensmittelkonsum in Haushalten in allen Ländern der Welt zu erstellen (Datensätze sind verfügbar für Länder- und Regionalebene). Es basiert auf statistischen Analysen historischer Daten zu Ernährungsgewohnheiten und Einkommen für 162 Länder der letzten 46 Jahre. Durch die Verwendung verschiedener Annahmen, z. B. für das Einkommens- und Bevölkerungswachstum, kann eine Vielzahl von Szenarien untersucht werden, die konsistent mit dem Ernährungswandel der Vergangenheit sind.



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/15 auf Seite M676.


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