Tierschutz: Masthühnerhaltung gemäß Tierschutzlabel fördert Tiergesundheit
- 09.12.2015
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- Redaktion
Der Konsum von Hühnerfleisch steigt seit Jahren an: Jährlich werden 630 Mio. Hühner allein in Deutschland geschlachtet. Verbraucher wählen dabei oft preiswertes Hühnerfleisch – die hierfür notwendige intensive, nicht artgerechte Tierhaltung verliert in der Gesellschaft aber an Rückhalt. Eine Arbeitsgruppe von Tierärztinnen an der Ludwig-Maximilians-Universität München untersuchte nun, wie sich verbesserte Bedingungen auf das Verhalten und die Gesundheit von Masthühnern auswirken und wurde dafür mit dem Wissenschaftspreis der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung ausgezeichnet.
Die Wissenschaftlerinnen untersuchten Gesundheitsparameter und das Verhalten von konventionell gehaltenen Masthühnern im Vergleich mit Hühnern, die in einer Haltung gemäß den Richtlinien des Tierschutzlabels des deutschen Tierschutzbundes (Einstiegsstufe) aufgezogen wurden. Sie stellten fest, dass die Hühner, die unter Tierschutzlabel-Bedingungen aufgezogen wurden, sowohl gesünder als auch aktiver waren als diejenigen aus konventioneller Haltung: Bei Gangart und Fußballengesundheit, zwei wichtigen gesundheitlichen Parametern, zeigten die artgerechter gehaltenen Hühner weniger Veränderungen, was u. a. auf die niedrigere Besatzdichte (16 vs. 23 Tiere pro m2) zurückgeführt wurde. Positiv wirkte sich daneben der Einsatz des Beschäftigungsmaterials aus: Picksteine und Strohballen wurden intensiv von den Tieren angenommen und als Deckungsmöglichkeit in den ersten Lebenstagen sowie als Beschäftigungsmaterial und Ruheplatz genutzt. Der zusätzlich angebotene Wintergarten wurde von den Masthühnern bei gutem Wetter häufig besucht. Gegen Ende der Mastzeit wurde überwiegendes Liegen bei über 75 % der konventionell und ca. 66 % der alternativ gehaltenen Hühner beobachtet, obwohl die alternativ gehaltenen Hühner zum Ende der Mast bereits 2 Wochen älter waren (Mastzeit > 40 Tage vs. 30–34 in der konventionellen Haltung).
Insgesamt wurden die Ergebnisse sowohl hinsichtlich Tiergesundheit als auch Tierverhalten positiv bewertet. Obwohl unterschiedliche Rassen bei den beiden Haltungssystemen eingesetzt wurden (Ross 308 bei konventioneller, langsamer wachsende Cobb Sasso bei alternativer Haltung), ist davon auszugehen, dass die gemessenen Unterschiede zumindest z. T. den Haltungsbedingungen zuzuschreiben sind. Mit der niedrigeren Besatzdichte und den angebotenen Sitzstangen, Strohballen und Picksteinen sei eine tierschutzgerechtere und dabei wirtschaftliche und verbraucherfreundliche Masthühnerhaltung möglich, erklärten die Wissenschaftlerinnen.
Quelle: Heinrich-Stockmeyer-Stiftung, Pressemeldung vom 01.10.2015
Hintergrund
In der konventionellen Haltung von Schlachthühnern dürfen 23 Tiere pro m2 gehalten werden, in einer Haltung, die dem Tierschutzlabel „Einstiegsstufe“ entspricht, 16 Tiere. Das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes fordert weiterhin den Einsatz von Masttieren mit einer langsamer wachsenden Genetik (in diesem Fall Cobb Sasso), was sich positiv auf die Gesundheit, das Verhalten und auch Gehfähigkeit der Tiere auswirkt. Gemäß dem Tierschutzlabel gehaltene Masthühner sind in Deutschland bereits auf dem Markt erhältlich, sie sind ca. 30 % teurer als konventionell gehaltene.
Die Heinrich-Stockmeyer-Stiftung wurde 1995 durch die heutige Unternehmensgruppe heristo, einem deutschen Produzent von Fleisch- und Wurstwaren, mit dem Ziel gegründet, Diskussionen über die Sicherheit von Lebensmitteln durch die Einbindung der Wissenschaft zu versachlichen.
Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/15 auf Seite M677.