Prävention: Gesunder Lebensstart prägte schwedische Mädchen lebenslang
- 10.03.2021
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- Redaktion
- Udo Maid-Kohnert
Gesundheitsförderung von Anfang an – ab dem Säuglingsalter – prägt die Gesundheit und das kognitive Potenzial bis ins Erwachsenenalter. Besonders das weibliche Geschlecht profitiert, z. B. in Ausbildung, Karriere und Verdienst. Das fand ein Team um Prof. Dr. Martin Karlsson von der Universität Duisburg-Essen (UDE) heraus. Die Studie erscheint demnächst in der Fachzeitschrift Review of Economics and Statistics.
Mit Blick ins Schweden der 1930er Jahre untersuchte das Forschungsteam, wie die Regierung die damals hohe Säuglingssterblichkeit anging und welche positiven Nebeneffekte es gab. Aufgrund der hohen Prävalenz von Infektionen bei Säuglingen förderte die schwedische Regierung in den 1930ern Neugeborene und die Mütter mit Gesundheitsmaßnahmen, die den Vorläufer für heutige Vorsorgeuntersuchungen und -programme bildeten, angefangen mit Kampagnen zur Hygiene und Arztbesuchen. Darauf aufbauend zeigte das Forschungsteam um Prof. Karlsson, wie wichtig der gesundheitliche Eingriff für die Denkfähigkeit der Kleinen war. Hierfür haben sie in schwedischen Gemeinde-, Schul- und Steuerarchiven Akten von 1930-2005 gewälzt, um zu analysieren, wie eine einfache, kostengünstige staatliche Gesundheitsaktion das Leben der Menschen bis ins hohe Alter geprägt hat.
Erste Ergebnisse der Studie zeigen, dass die verbesserte Gesundheitsversorgung die Entwicklung bis ins Seniorenalter beeinflusste. Eine verbesserte Gesundheitsförderung stand zudem im Zusammenhang mit besseren Jobchancen für Frauen.
Viele Mädchen erreichten in der Grundschule bessere Noten als vorher und kamen eher als Jungen auf eine weiterführende Schule. Der Sekundarschulabschluss eröffnete den Schwedinnen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Kommunale Jobs im öffentlichen Sektor bekamen sie viel wahrscheinlicher, auch in Vollzeit. Zugleich wurden sie vermehrt hochqualifiziert beschäftigt – etwa als Managerinnen in Unternehmen, Banken, der Verwaltung oder im Rechnungswesen.
Entscheidend seien vor allem die Schulleistungen am Ende der Grundschule, wenn man die Daten im Lebenszyklus betrachte – das Programm habe die Chancen der Mädchen, im obersten Fünftel zu sein, erheblich verbessert, so Prof. Karlsson. „Unsere Studie zeigt, wie viel eine einfache, kostengünstige Intervention der Gesundheit von Säuglingen nutzt,“ so Prof. Karlsson. Zudem könnten damit Ansätze für die heutige globale Lernkrise, bei der Millionen Kinder ihr kognitives Potenzial nicht erreichen, geboten werden.
Anmerkung der Redaktion: (umk) Ob Prävention in den reichen Ländern der Welt auch heute geschlechtsspezifische Einflüsse hat, müsste untersucht werden. Auf jeden Fall zeigt die Studie, welches Potenzial in frühen Präventionsmaßnahmen steckt.
Quelle: Universität Duisburg Essen, Pressemitteilung vom 04.02.2021
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2021 auf Seite M124.