© tatianazaets / iStock / Getty Images Plus
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COVID-19-Erkrankung: Fehl- und Mangelernährung unterschätzte Risikofaktoren

Durch COVID-19 besonders gefährdet sind Personen, die aufgrund von Alter und Vorerkrankungen zu Fehl- und Mangelernährung neigen – oder diese aufgrund der Entzündungsprozesse während der Intensivbehandlung entwickeln oder verstärken. Dazu könnten sogar Kinder gehören, warnt Prof. Stephan C. Bischoff von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Der Ernährungsmediziner fordert: „Die Prävention, Diagnose und Behandlung von Unter- und Fehlernährung sollte routinemäßig fester Bestandteil bei der Behandlung jedes COVID-19-Patienten sein.“

Als Mitglied eines internationalen AutorInnenteams veröffentlichte Bischoff einen Leitfaden [1] für MedizinerInnen mit 10 praktischen Empfehlungen zum Ernährungsmanagement bei einer Infektion mit SARSCoV-2. Initiator ist die Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) in Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation.
Zwar befällt das Virus hauptsächlich die Atemwege, die Krankheit kann aber auch mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergehen, wodurch die Nahrungsaufnahme und -verwertung zusätzlich beeinträchtigt wird. In der Folge baut der Körper verstärkt Skelettmuskulatur ab, was wiederum zu einer Abnahme der Lebensqualität, zusätzlichen Krankheiten oder sogar einer Behinderung führen kann – und dies auch noch lange nach der Behandlung auf der Intensivstation.
Wichtig ist daher, dass gefährdete Personen gerade im Vorfeld einer möglichen COVID-19-Erkrankung verstärkt auf ihren Ernährungszustand achten sollen. „Personen mit bekannter Fehl- und Mangelernährung oder einem Risiko dazu sollten sich dabei idealerweise von erfahrenen Ernährungsberatern oder -medizinern unterstützen lassen“, rät Prof. Bischoff.

Ähnlich wichtig sei auch die regelmäßige körperliche Betätigung von PatientInnen, die aufgrund eines COVID-19-Verdachts in Quarantäne leben. Die Quarantäne könne zu einer Verschlechterung chronischer Erkrankungen, Gewichtszunahme, dem Abbau von Skelettmuskulatur sowie einer reduzierten Immunantwort führen. Dies wiederum fördere das Erkrankungsrisiko nichtinfizierter Personen in Quarantäne. Ein regelmäßiges Training zu Hause mit einfachen, leicht umsetzbaren Übungen ist empfehlenswert.

Literatur:
1. Barazzoni R et al., endorsed by the ESPEN Council: ESPEN expert statements and practical guidance for nutritional management of individuals with SARSCoV-2 infection. Clinical Nutrition [https://doi.org/10.1016/j.clnu.2020.03.022]

Quelle: Universität Hohenheim, Pressemeldung vom 28.04.2020



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2020 auf Seite M320.

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