Diabetesversorgung: Frauen nehmen Therapieangebote intensiver wahr als Männer
- 10.06.2020
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- Redaktion
Die Einführung des Disease-Management-Programms (DMP) im Jahr 2002 für Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) und 2003 für DMT1 konnte die Versorgungsqualität weiter verbessern: Bundesweit sind etwa 4,3 Mio. Menschen mit DMT2 und rund 225 000 Menschen mit DMT1 in einem DMP eingeschrieben. „Das sind etwa 75 % aller Versicherten mit Diabetes mellitus“, erklärt Dr. phil. Bernd Hagen, Leiter des Fachbereichs „Evaluation und Qualitätssicherung“ am Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland.
Betrachtet man die Geschlechter, so zeigt sich ein deutlicher Unterschied bezüglich der Therapietreue der PatientInnen. „Frauen nehmen nicht nur etwas länger teil als Männer. Ihre Teilnahmekontinuität ist dabei auch höher“, führt Hagen aus. „Das heißt, sie versäumen seltener die vereinbarten Untersuchungs- oder Schulungstermine.“ Dadurch erreichen sie ihre Therapieziele schneller und dauerhafter. Sie haben nicht nur bessere Langzeitblutzuckerwerte, sondern leiden in Folge auch deutlich weniger unter Begleit- und Folgeerkrankungen: Bei DMT2 haben Männer ein etwa eineinhalbfach höheres Risiko für das Neuauftreten eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls und das Eintreten einer Dialysepflicht. Darüber hinaus haben sie ein mehr als ein doppelt so hohes Risiko für eine Amputation. „Das Geschlecht ist statistisch gesehen durchaus ein Faktor für den Therapieerfolg“, so Hagen.
Insgesamt ist seit Einführung der DMP ein deutlicher Rückgang der Erkrankungshäufigkeit v. a. schwerwiegender diabetischer Folgekomplikationen wie Amputationen, Erblindungen oder einer Dialysepflicht zu beobachten. „Sicherlich muss man dabei auch den positiven Einfluss der Behandlungsleitlinien, der verbesserten medikamentösen Versorgung und der technischen Möglichkeiten der Stoffwechselkontrolle berücksichtigen“, gibt DDG-Präsidentin Prof. Dr. med. Monika Kellerer zu bedenken. Zukünftig sollten die DMP aber – stärker als es heute der Fall ist – insbesondere für die verschiedenen Patiententeilgruppen spezifische Angebote und Ziele entwickeln.
⇒ Lesen Sie mehr zu den Geschlechtsspezifischen Aspekten in der Ernährungstherapie des Diabetes mellitus in der Beilage „Ernährungspraxis & Diätetik“ in diesem Heft.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Pressemeldung vom 05.03.2020
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2020 auf Seite M319.