Warenkunde: Milchalternativen im Marktcheck

Immer mehr Menschen verwenden anstatt tierischer Milch pflanzliche Drinks aus Hafer, Mandeln, Soja, Reis, Kokos und Co. Während einige aus Neugier zugreifen und die Milchalternativen ausprobieren wollen, stehen für andere Umwelt- und Klimaschutz, Tierwohl oder auch die eigene Gesundheit bei der Kaufentscheidung im Vordergrund. Aber was beinhalten die Produkte? Wie nachhaltig sind sie? Und wie sind Werbeversprechen auf den Verpackungen zu bewerten? Dies hat die Verbraucherzentrale NRW untersucht.

© Prostock-Studio/iStock/Getty Images Plus
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Für die Marktstichprobe im Frühjahr 2021 wurden 71 Milchersatzprodukte auf der Basis von Hafer, Soja, Mandel, Kokosnuss und Reis erfasst. 16 davon waren konventionell, 55 biologisch hergestellt. Die Preise für die Pflanzendrinks aus Discountern, Super- und Drogeriemärkten sowie Bioläden variierten stark: 1 L kostete zwischen 95 Cent und 2,99 €. In der Regel sind die Pflanzenprodukte teurer als Kuhmilch.

Sich in der großen Auswahl zurechtzufinden, ist nicht ganz einfach. Zwar wird auf den Vorderseiten der Verpackungen überwiegend aufgeführt, welche pflanzliche Hauptzutat enthalten ist. „Zu Werbeaussagen wie ‚erfrischender Geschmack’, ‚ideal zum Kaffee’ oder ,verführerisch tropisch’ wird aber zum Teil eine verwirrende Vielzahl an weiteren Kennzeichnungselementen auf den Packungen aufgeführt. Die Bandbreite reicht hier von unterschiedlichen Siegeln oder Natur-Begriffen über ,ohne Zuckerzusatz’-Hinweise bis hin zu Aussagen zu Mikronährstoffen und Eiweißgehalten”, so die Verbraucherzentrale NRW. „Storytelling” zum Produkt überlädt manch eine Packung zusätzlich und kann von wichtigen Kennzeichnungselementen wie dem Zutatenverzeichnis und der offiziellen Produktbezeichnung ablenken. Zudem sind Drinks mit auffällig platzierten nährwertbezogenen Werbebotschaften nicht unbedingt besser zusammengesetzt als „dezente“ Produkte. Auch der Hinweis „Natur” oder „Naturell” auf der Schauseite der Packung muss nicht bedeuten, dass das Produkt ohne Aroma und zugesetzten Zucker auskommt.

Der Marktcheck hat ergeben, dass bei einem Fünftel der betrachteten Milchalternativen (überwiegend natürliches) Aroma zugesetzt war; 38 % der erfassten Erzeugnisse enthielten verschiedene Zusatzstoffe.
Gut ein Drittel der Produkte ist mit Kalzium angereichert – das ist v. a. wichtig für Personen, die Kuhmilch ganz oder teilweise mit Pflanzendrinks ersetzen. Bezogen auf die Nährwerte unterscheiden sich die Drinks je nach Hauptrohstoff. So enthalten Produkte aus Soja vergleichsweise viel Protein, während auf Getreide basierende Drinks einen höheren Kohlenhydrat- und Zuckergehalt aufweisen. „Die Angabe ‚ohne Zuckerzusatz‘ heißt daher nicht zwingend, dass die Produkte keinen oder wenig Zucker enthalten. Pflanzendrinks mit diesem Hinweis sollten deshalb den Zusatz ‚enthält von Natur aus Zucker‘ tragen“, so die TesterInnen.

Wem Umwelt- und Klimaschutz wichtig sind, der liegt bei pflanzlichen Milchalternativen grundsätzlich richtig. Denn deren Produktion verursacht deutlich weniger schädliche Treibhausgase und Umweltbelastungen als die konventionelle Milcherzeugung. Von den 19 im Marktcheck erfassten Sojadrinks waren 15 ökologisch produziert mit Sojabohnen aus europäischem Anbau. Auch Haferdrinks sind meist Bioprodukte mit Getreide aus Europa; bei der Hälfte der betrachteten Drinks stammt der Hafer sogar aus Deutschland. Laut Verpackungsangaben sind 9 der 14 Mandeldrinks ebenfalls europäischen Ursprungs. Schwieriger nachzuvollziehen war die Herkunft der Zutaten bei Reis- und Kokosprodukten.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW, Pressemeldung vom 14.07.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2021 auf Seite M447.

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