NUTRITION HUB – Neues aus der Startup-Welt: Klimakampf und Lebensmittelverschwendung

  • 11.09.2019
  • Print-News
  • Lia Marlen Schmökel
  • Simone K. Frey

Eine krumme Gurke? Ab in den Müll. Ein Apfel mit Dellen? Bloß nicht in den Einkaufswagen. 1,3 Mrd. Tonnen Nahrungsmittel werden jährlich weggeworfen [1]. Wir zeigen Startups, die gegen Lebensmittelverschwendung angehen.

© ViktoriiaNovokhatska / iStock / Getty Images Plus
© ViktoriiaNovokhatska / iStock / Getty Images Plus

Klimaerwärmung ist mehr als nur ein Buzzword – ihre Auswirkungen sind weltweit messbar und spürbar: 2018 hatte Deutschland den wärmsten Sommer seit Beginn der Klimaaufzeichnungen.

Viele Menschen denken, der größte Verursacher für die Klimaerwärmung sei der Transportsektor und der zunehmende Flugverkehr. Der größte Treiber der Klimaerwärmung ist jedoch unser Ernährungssystem: 30 % der weltweiten CO2-Emissionen entstehen entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette [2]. Die Hälfte davon, also 15 % der gesamten Emissionen, stammen aus der Tierhaltung [3] – mehr als der CO2-Ausstoß von Flugzeugen, Autos und Schiffen zusammen [4].

Die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung aufzuhalten, ist die große Aufgabe unserer Generation. Vor allem der über den Empfehlungen liegende Fleischkonsum und die hohe Lebensmittelverschwendung sind dabei entscheidende Stellschrauben. So legte auch die Bundesregierung im Februar 2019 fest, die Menge weggeworfener Lebensmittel bis 2030 zu halbieren – allerdings ohne besondere Vorgaben. Deutlich schneller ist hier die Startup-Welt:

Too Good To Go ist eine App, die übriggebliebenes Essen aus gastronomischen Betrieben für vergünstigte Preise anbietet. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Mit den wiederverwendbaren Tüchern von Gaia kann man Speisereste abdecken ohne auf Frischhalteoder Alufolie zurückzugreifen. Die Startups Fora und Rubies in the Rubble nutzen Lebensmittelreste, die in der Produktion von Lebensmitteln anfallen und normalerweise im Müll landen würden. Aus Aquafaba, dem dickflüssigen Kochwasser von Hülsenfrüchten, stellt Fora veganen Butterersatz her, Rubies in the Rubble produzieren Würzsaucen. Dörrwerk, eine Berliner Manufaktur, vertreibt Snacks aus gerettetem Obst und Gemüse, das Münchner Startup Etepetete bietet Biokisten mit krummem Gemüse an.

Spannend sind diese Startups, weil sie KonsumentInnen zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln animieren, aber auch, weil sie es ihnen einfacher machen, nachhaltiger zu leben. Auch in diesem Bereich sehen wir eine zentrale Rolle der Ernährungsfachkräfte: Unsere Aufgabe ist es, Nachhaltigkeit und Gesundheit in der Ernährung der Menschen zu verbinden.

Literatur:
1. WWF Deutschland. Das große Wegschmeißen. Vom Acker bis zum Verbraucher: Ausmaß und Umwelteffekte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland. (2015) URL: www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf  
2. EAT-Lancet Commission. EAT-Lancet Commission Brief for Everyone. URL: https://eatforum.org/lancet-commission/eatinghealthyandsustainable/
3. FAO. Major cuts of greenhouse gas emissions from livestock within reach. Key facts and findings. URL: www.fao.org/news/story/en/item/197623/icode/ 
4. United States Environmental Protection Agency (EPA). Global greenhouse gas emissions data. URL: www.epa.gov/ghgemissions/global-greenhouse-gas-emissions-data



Lia Marlen Schmökel
Dr. Simone K. Frey

lia@nutrition-hub.com 
simone@nutrition-hub.com 
www.nutrition-hub.de 



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2019 auf Seite M514.

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