Süß- und Zuckeraustauschstoffe: Diät- und Light-Getränke als gesündere Alternative?

Wegen ihres hohen Zuckergehalts tragen Softdrinks und unverdünnte Fruchtsäfte zu einer unerwünschten Gewichtszunahme bei. Regelmäßiger Konsum kann das Risiko, an Adipositas oder Diabetes mellitus sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall zu erkranken, erhöhen. Daher greifen viele Verbraucher*innen zu sog. Diät- oder Light-Getränken mit Süßstoffen oder Zuckeraustauschstoffen. Doch vor dem Hintergrund aktueller Studienergebnisse zu bestimmten Süßungsmitteln wie Erythrit rät Prof. Dr. Hans Hauner, Leiter des Instituts für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, zu Zurückhaltung bei diesen Produkten.

© Sb Arts Media /iStock/Getty Images Plus
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In Softdrinks und Säften ist reichlich Zucker enthalten. So enthält ein Liter Cola ca. 110 g Zucker. Die Fachgesellschaften für Ernährung empfehlen, nur maximal 10 % der eigenen Gesamtenergiemenge in Form von Zucker zu konsumieren. Laut Hauner wären das bei einem durchschnittlichen Erwachsenen nicht mehr als 50 g am Tag. Doch gerade bei vielen Kindern und Jugendlichen liegt der Anteil bei 15–20 % oder darüber.

Zuckersteuer: Warum nicht auch in Deutschland?
Um den Zuckerkonsum insb. der jüngeren Generation zu reduzieren, führte die englische Regierung vor fünf Jahren eine Zuckersteuer ein. Seitdem sind Getränke mit besonders viel Zucker teurer geworden und Drinks mit einem reduzierten Zuckergehalt deutlich günstiger. Wie eine neue Studie aus England zeigt, verringerte sich dort die Zuckeraufnahme bei Kindern und Jugendlichen um rund 30 %. Laut Hauner sollte auch Deutschland diesen positiven Effekt zum Anlass nehmen, eine Zuckersteuer einzuführen, wie sie bereits in etwa 50 Ländern weltweit mit Erfolg genutzt wird, um die Verbraucher*innen zu einer zuckerärmeren Ernährung zu motivieren.
Eine Studie von Wissenschaftler*innen der beiden Münchner Universitäten LMU und TUM kam zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland zwischen 2015 und 2021 um lediglich etwa 2 % gesunken sei, womit die Getränkeindustrie ihre selbstgesteckten Ziele zur Zuckereindämmung nicht erfülle. Sie hatte sich 2018 im Rahmen einer „Nationalen Reduktionsstrategie“ dazu verpflichtet, den Zuckergehalt in Softdrinks bis 2025 um 15 % zu verringern.

Zuckeralternativen
Hersteller setzen verstärkt neue Süß- und Zuckeraustauschstoffe ein. Zu den etablierten Süßstoffen wie Saccharin oder Natriumcyclamat sind einige neue wie Acesulfam, Aspartam, Sucralose oder Stevia hinzugekommen. Diese Süßstoffe verfügen über eine hohe Süßkraft. Daneben gibt es die sog. Zuckeraustauschstoffe, hauptsächlich chemisch hergestellte Zuckeralkohole, die keinen (z. B. Erythrit) oder weniger Energie als normaler Zucker (z. B. Sorbit, Isomalt) haben.
Ob hohe Konzentrationen von Erythrit im Blut schaden können, müsse laut Hauner noch wissenschaftlich untersucht werden. Allerdings gebe es bereits erste Beobachtungsstudien zu Softdrinks mit Süßstoffen, nach denen es einen Zusammenhang zwischen einem regelmäßigen Konsum und einem erhöhten Schlaganfallrisiko geben könnte. Eine neue Studie weist darauf hin, dass Erythrit ebenfalls Thrombosen fördern könnte. Es werden weitere Studien benötigt, um die Wirkung der Zuckerersatzstoffe seriös beurteilen zu können, analysiert Hauner. „Nach derzeitigem Wissensstand gibt es aber auch keinen Grund, den Konsum von Light-Getränken zu dramatisieren. Es ist sicherlich nicht gefährlich, wenn man mal ein Glas davon trinkt. Light-Getränke sollten allerdings nicht literweise getrunken werden.“

Quelle: Deutsche Herzstiftung e. V./Deutsche Stiftung für Herzforschung, Pressemeldung vom 06.07.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2023 auf den Seiten  M598-M599.

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