Lebensmittelkosten: VerbraucherInnen zahlen doppelt

(lb) Lebensmittel werden von VerbraucherInnen zweimal gezahlt, wie eine Studie aus Großbritannien kürzlich deutlich machte: Einmal an der Ladentheke und ein zweites Mal versteckt auf Umwegen.

Abb. 1: True Cost-Blume: 6 Nachhaltigkeits-/Kostenbereiche
Abb. 1: True Cost-Blume: 6 Nachhaltigkeits-/Kostenbereiche

Die wahren Kosten für Lebensmittel finden sich laut dem Bericht The Hidden Cost of UK Food jedoch nicht auf dem Preisschild. Der Bericht zeigt: Für jedes britische Pfund, das in Großbritannien für Lebensmittel ausgegeben wird, entsteht ein weiteres Pfund an Folgekosten in Form von Gesundheits- und Umweltschäden.

Die Initivative Nature and More entwickelte hierzu im Rahmen der Studie True Cost Accounting for Food, Farm and Finance gemeinsam mit den Finanzprüfern EY und den Nachhaltigkeitsberatern Soil and More das Modell der „True Cost-Blume“ (♦ Abbildung 1) weiter. Die Blütenblätter stellen 6 Kostenfaktoren dar: Klima (Treibhausgasemissionen etc.), Boden (Überdüngung und Überweidung), Wasser (Rückstände, Trinkwasseraufbereitung), Artenvielfalt (chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel), Soziales (Verlust an Lebensraum, Konflikte um Rohstoffe) und Gesundheit (ernährungsbedingte Krankheiten etc.). Sie hat zum Ziel, die wahren Lebensmittelkosten für Mensch und Umwelt offen zu legen.

In der Studie werden die Kosten bestimmter Bio-Lebensmittel kalkuliert und mit den Kosten der konventionell hergestellten Pendants verglichen. Die Studien und deren Ergebnisse machen deutlich: Gesundheitskosten für Stickoxide, Feinstaub und Treibhausgase, die bei der Lebensmittelerzeugung entstehen, aber auch Schäden durch Bodenerosionen, Überdüngung von naturnahen Lebensräumen, Lebensmittelabfälle, Antibiotikaresistenzen oder Lebensmittelimporte aus wasserarmen Gebieten werden nicht in die Lebensmittelbepreisung einbezogen. Auch wenn man sich dieser Kosten nicht bewusst ist, gezahlt werden sie trotzdem – über Steuern, Abgaben und Krankenkassenbeiträge – oder sie werden verlagert, auf entfernte Länder und nachfolgende Generationen.

Schon heute können die Folgen dieser Art der Lebensmittelproduktion beobachtet werden. Sie zeigen sich in Form von Insektensterben, Klimawandel, der Vernichtung von Tropenwäldern und Korallenbänken. Zwar ist weitere Forschungsarbeit nötig, um Ergebnisse für weitere Lebensmittel zu generieren. Jedoch ist unabhängig vom Forschungsstand Aufmerksamkeit durch die VerbraucherInnen gefordert, die Lebensmittel verzehren und somit Einfluss auf die Lebensmittelindustrie nehmen können.

Quellen:
- Bundeszentrum für Ernährung, Pressemeldung vom 19.12.2018
- True Cost Accounting-Pilotstudie legt wahre Kosten der Lebensmittelproduktion für Mensch und Umwelt offen, eosta, 22.07.2017
- Bundeszentrum für Ernährung, Pressemeldung vom 30.05.2018

=> Lesen Sie auch: „Nachhaltigkeit: Externe Kosten – Lebensmittel doppelt so teuer wie Ladenpreis“ in Ernährungs Umschau 2/2018, S. M62



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 2/2019 auf Seite M68.

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