ZusamMikrobiom und Krebs: Helfen Darmbakterien bald bei der Krebstherapie?
- 12.03.2025
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Derzeit wird erforscht, welche Zusammenhänge es zwischen dem Darmmikrobiom und unterschiedlichen Krankheiten gibt. Gesichert ist, dass Bakterien und deren Stoffwechselprodukte das Ansprechen auf eine Tumortherapie beeinflussen können – sowohl im Positiven wie im Negativen. Diese Prozesse können möglicherweise auch therapeutisch genutzt werden. „Uns sind nur wenige Bakterien, Viren und Parasiten bekannt, die nachgewiesenermaßen Krebs verursachen können. Untersuchungen der letzten Jahre zeigten jedoch, dass eine Vielzahl von Tumorerkrankungen mit charakteristischen Mikrobiomveränderungen verbunden ist, die zumindest im Tiermodell auch aktiv die Krebsentwicklung beeinflussen können“, erklärt Prof. Dr. med. Sebastian Zeißig der Universitätsmedizin Greifswald.
Erhalten zwei Menschen mit der gleichen Krebserkrankung die gleiche Therapie, kann der Therapieerfolg dennoch ganz unterschiedlich ausfallen. Ein Einflussfaktor dabei kann das Darmmikrobiom sein. Der Angriffspunkt der Darmbakterien sind dabei die Checkpoints, also Proteine auf der Oberfläche von Immunzellen. Krebszellen binden oder blockieren diese oberflächlichen Proteine und werden damit unsichtbar für das körpereigene Immunsystem. Therapeutische Antikörper blockieren diese Immunhemmer und dem Immunsystem ist es wieder möglich, den Tumor anzugreifen.
Aktuelle Studien zeigen, dass Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte das Ansprechen auf eine sog. Checkpoint-Inhibitor-Therapie regulieren können – sowohl im Positiven wie im Negativen. Diese Prozesse können möglicherweise auch therapeutisch genutzt werden. „Die Übertragung von Darmbakterien durch eine Stuhltransplantation kann das Immunsystem beeinflussen. Im Tiermodell konnte nachgewiesen werden, dass Darmbakterien von Patientinnen und Patienten, die gut auf eine Checkpoint-Inhibitor-Therapie ansprachen, in Tieren die Wirkung dieser Krebstherapie verbessern konnten. Bei schwarzem Hautkrebs gibt es dazu bereits erste klinische Studien im Menschen, die erfolgsversprechend sind, so Zeißig weiter.
Weitere Informationen finden Sie in unseren Fortbildungsbeiträgen ⇒ Ernährung, Darmmikrobiota und Gesundheit – Teil 1 und Teil 2, ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2022 und 6/2022.
Die Darmmikrobiota setzt sich aus Millionen von Pilzen, Viren und Bakterien zusammen. Bislang konnten 2000 verschiedene Bakterienarten identifiziert werden, wovon 200 bei jedem Menschen vorkommen – in unterschiedlich großen Anteilen. Die übrigen kommen bei manchen Menschen vor und bei anderen nicht. Einflussfaktoren sind die Gene, Ernährung, noch unbekannte Umweltfaktoren und Medikamente. Bei den meisten dieser Darmbewohner ist noch nicht genau bekannt, welchen Einfluss sie auf den Darm selbst, aber auch auf andere Organe wie das Gehirn haben. Bekannt ist, dass sie eine wichtige Rolle beim Immunsystem und bei Allergien spielen. Sie werden aber auch mit Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus, Depressionen und Demenz in Verbindung gebracht.
Quellen:
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) – Krebsinformationsdienst: Krebsrate und Krebs-Sterberate in Deutschland. www.krebsinformationsdienst.de/forschung/krebszahlen (last accessed on 30 January 2025).
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Mikrobiom: Der Darm und seine Bewohner. www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/gesundheit/mikrobiom/ (last accessed on 04 February 2025).
- Sepich-Poore GD, Zitvogel L, Straussman R, et al.: The microbiome and human cancer. Science 2021; 371(6536): eabc4552.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Pressemeldung vom 30.01.2025