20 Jahre Alpro Foundation - Pflanzenbasiert: gesund – nachhaltig – kostenwirksam
- 12.05.2017
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- Stella Glogowski
(stg) Die Alpro Foundation feierte am 24. März 2017 in Brüssel ihren 20. Jahrestag mit einem Symposium zur Wirkung pflanzenbasierter Ernährung auf Gesundheit, Umwelt, Public Health und Kosten. Unter dem Motto „The moment for plant-based eating is now“ versammelten sich 228 Teilnehmer in der belgischen Hauptstadt, darunter zahlreiche Wissenschaftler wie auch junge Akademiker und Studenten.
Mindestens 2/3 pflanzlich
Dass „plant-based“ nicht mit 100 % pflanzlicher Nahrung gleichzusetzen ist, aber mindestens zwei Drittel der Ernährung pflanzlich sein sollten, stellte die Ernährungsberaterin Lynne GARTON (Großbritannien) eingangs klar. Die internationalen Ernährungsfachgesellschaften seien sich einig, dass mit einer pflanzenbasierten Ernährung eher die Ernährungsempfehlungen erreicht werden, diese mit einem geringeren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten einhergehe und die Umwelt weniger belaste als die ressourcenintensive Erzeugung von tierischen Produkten.
Gesundheitliche Vorteile
Prof. De HENAUW (Ghent University, Belgien) illustrierte anhand großer europäischer Studien, dass zu wenig Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen verzehrt werden und die Energiezufuhr meist über den empfohlenen 1,25 kcal/g Nahrung liegt. Anhand der DALYs (Disability-/Disease-Adjusted Life Years) zeigte er, dass Ernährungsrisiken in Europa am stärksten zu Beeinträchtigungen des beschwerdefreien Lebens durch Krankheit beitragen. Die positiven Effekte einer pflanzenbasierten Ernährung auf Körpergewicht, kardiovaskuläre Parameter, Diabetes mellitus und Sterblichkeit untermauerten Prof. Gary FRASER (Loma Linda Univ., USA) anhand der Daten von über 96 000 Studienteilnehmern der Adventist Health Study 2 und Prof. Heiner BOEING vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) anhand der EPIC-Studie.
Die Gesundheitsvorteile speziell von Soja(produkten) sind laut Assoc. Prof. Mark MESSINA (Loma Linda Univ., USA) sowohl durch klinische als auch epidemiologische Studien belegt: Ihr Verzehr senke das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten durch Beeinflussung vieler Einzelparameter, u. a. durch die Inhaltsstoffe selbst sowie dadurch, dass Soja(produkte) meist weniger gesundheitsförderliche Lebensmittel ersetzen. Dies bestätigten auch Interventionsstudien von Dr. Marco MENSINK (Wageningen Univ., Niederlande) und Prof. Paolo MAGNI (Univ. of Milano, Italien).
Ökonomische Vorteile
Prof. Lieven ANNEMANS (Ghent Univ., Belgien) führte eine gesundheitsökonomische Analyse durch, deren vorläufige Ergebnisse zeigten, dass eine bevorzugt pflanzliche Ernährung weniger unmittelbare medizinische und auch wirtschaftliche Kosten verursacht als eine übliche Ernährung, da mehr Lebensjahre in Gesundheit verbracht werden (Quality-Adjusted Life Years, QALYs).
Ökologie und Public Health
Dass Wildtiere mittlerweile nur noch ca. 5 % der weltweit landlebenden Wirbeltiere (in kg) ausmachen, Menschen ca. 30 %, Nutztiere jedoch 65 % (und das mit hohem Turnover durch Schlachtungen), kritisierte Prof. em. Harry AIKING (VU Amsterdam, Niederlande). Dies verdeutliche einmal mehr die Notwendigkeit, mehr pflanzliche Erzeugnisse zu verzehren statt zu verfüttern – insb. Hülsenfrüchte, die Luftstickstoff in den Boden einbringen.
Zweifeln, ob eine pflanzenbasierte Kost genug Eisen liefere, setzte Prof. Katarina BÄLTER (Karolinska Inst./Mälardalen Univ., Dänemark) Ergebnisse der Kohortenstudie LifeGene entgegen: Probanden, die entsprechend einschlägiger Empfehlungen pflanzenbetont aßen und weniger CO2-Äquivalente emittierten, hatten eine vergleichbare Eisenaufnahme und Hämoglobin-Werte wie Studienteilnehmer, die sich weniger klimafreundlich ernährten.
Schlussendlich zeigten Assoc. Prof. Armando PEREZ-CUETO (Univ. of Copenhagen, Dänemark), Dr. Hannah ENSAFF (Univ. of Leeds, Großbritannien) und Prof. Wim VERBEKE (Ghent Univ., Belgien) Konsumentenwahrnehmungen bezüglich nachhaltiger Ernährung und präsentierten erfolgreiche „Nudges“: mehr vegetarische Komponenten und diese im Büffet vorne anordnen, die Möglichkeit bieten, sich Gemüse und Salat selbst zu nehmen und Beispiel-Teller platzieren. Viele Konsumenten akzeptierten solche verhältnispräventiven Eingriffe und wünschten sich sogar, dass ihnen Verantwortung für ein gesünderes Essverhalten abgenommen werde.
Fazit
Eine gelungene Jubiläumsveranstaltung, die nicht nur durch eindrückliche Vorträge, sondern auch durch die dazu stimmige pflanzenbasierte Pausenverpflegung unterstrich, dass mehr pflanzliche und weniger prozessierte Lebensmittel verzehrt werden sollten und dies sehr genussvoll sein kann. Da hierdurch neben Gesundheit und Umwelt auch die Verteilungsgerechtigkeit und Kosteneffizienz positiv beeinflusst werden, kann resümiert werden, dass pflanzenbasierte Ernährungsformen nachhaltiger sind.
Die Teilnahme an der Veranstaltung erfolgte auf Einladung der Alpro Foundation.
Die Alpro Foundation ist eine unabhängige Vereinigung, die 1996 auf Initiative von Alpro CommVA ins Leben gerufen wurde. Die Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung im Bereich Ernährung und Gesundheit mit dem Schwerpunkt der pflanzlichen Ernährung und besonderem Interesse für Soja. Sie organisiert Konferenzen und Studentensymposien, betreibt Forschungsförderung und verleiht Preise an junge Wissenschaftler in Europa, darüber hinaus werden neue Erkenntnisse zu pflanzlicher Ernährung für Gesundheitsfachkräfte und Verbraucher bereitgestellt (s. auch -> www.plantbasedeating.eu).
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 5/17 auf Seite M248.