Ernährungspsychologie: „Esspersönlichkeit“ beeinflusst Wohlbefinden stärker als das verzehrte Essen/Getränk
- 12.05.2017
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- Redaktion
Wie beeinflusst das, was wir essen und trinken, unser Wohlbefinden? Die Klinische Psychologin Dr. Jana STRAHLER (Universität Gießen) untersuchte zusammen mit Prof. Dr. Urs NATER (Universität Marburg) den Zusammenhang zwischen Ernährung, Wohlbefinden und Stress unter Alltagsbedingungen.
77 Versuchspersonen führten 4 Tage lang Protokoll über ihr Ess-, Trinkverhalten und Wohlbefinden. Fünfmal täglich gaben sie an, was sie gegessen und getrunken hatten und ob sie noch hungrig seien. Zu jedem Messzeitpunkt gaben sie eine Speichelprobe ab, die auf das Stresshormon Cortisol und das Enzym α-Amylase untersucht wurde, und gaben außerdem an, wie gut ihre Stimmung gerade war, wie viel Energie sie hatten, wie gestresst sie sich fühlten. Zu Beginn der Studie wurde ermittelt, ob das Essverhalten eher als „emotional“ oder „gezügelt“ eingeordnet werden kann.
Ein relativ robuster Befund aus der Literatur findet sich auch in dieser Studie wieder: Die Einnahme fettreicher Nahrung führte zu einer Verschlechterung des allgemeinen Wohlbefindens. Getränke wie Wasser, Saft, Kaffee und Alkohol führten hingegen eher zu einer kurzfristigen Stimmungsverbesserung. Koffeinhaltige Getränke führten außerdem zu einem Gefühl von mehr Energie, alkoholische Getränke zu einer Verbesserung aller gemessenen Aspekte des subjektiven Wohlbefindens. „Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass Alkohol oft in sozialen Situationen getrunken wird, die auch dazu beitragen können, dass man sich besser fühlt“, erklärt STRAHLER.
„Einen allgemein stressreduzierenden Effekt von süßen und hochkalorischen Speisen haben wir nicht gefunden. Der Zusammenhang zwischen Essen und Wohlbefinden war hingegen davon abhängig, ob jemand unter Stress zu verstärktem Essen neigt oder eher ein gezügelter Esser ist“, so STRAHLER. Gezügelte Esser berichteten nach dem Konsum von Süßigkeiten ein höheres Stresserleben, während bei emotionalen Essern das Stressgefühl sank.
Literatur:
1. Strahler J, Nater UM (2017) Differential effects of eating and drinking on wellbeing—An ecological ambulatory assessment study. Biol Psychol [http:// dx.doi.org/10.1016/j.biopsycho. 2017.01.008]
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychologie, Pressemeldung vom 28.03.2017
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 5/17 auf Seite M245.