Gewichtsreduktion: Appetitsteigerung durch Sport

„Im Sportkontext haben wir das Phänomen, dass Menschen nach körperlicher Bewegung zu viel essen“, erklärt Prof. Dr. Karsten Köhler, Leiter der Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit. „Man will sich und den Körper dafür belohnen, dass man aktiv war. Wir wollten deshalb anhand eines hypothetischen Experiments herausfinden, warum Menschen nach dem Sport mehr essen im Vergleich zu, wenn sie keinen Sport treiben.“

Ziel der randomisierten Überkreuzstudie der TU München und der University of Nebraska in Lincoln (USA) war es, den Einfluss einer sportlichen Betätigung auf hypothetische Entscheidungen bezüglich der Menge und des Zeitpunkts der Nahrungsaufnahme zu untersuchen.

41 gesunde TeilnehmerInnen (23 Frauen, 18 Männer) zwischen 19 und 29 Jahren mit einem durchschnittlichen BMI von 23,7 wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einem 45-minütigen Training oder einer gleich langen Ruhephase zugewiesen. Beim zweiten Termin absolvierten sie die jeweils andere Studienbedingung.
Die Trainingsgruppe beantwortete jeweils vor der körperlichen Aktivität einen elektronischen Fragebogen über ihre subjektive Einschätzung zu Hunger und Sättigung, zu bevorzugter Nahrungsmenge zum Verzehr und zur Wahl zwischen Lebensmitteln, die sich im Zeitpunkt des Verzehrs unterscheiden. Die ProbandInnen gaben ihre Präferenzen der Nahrungsmenge an, indem sie ihre gewünschte Portionsgröße eines jeden Nahrungsmittels aufführten. Die Präferenzen wurden dabei sowohl für den sofortigen als auch für einen späteren Verzehr des Essens nach vier Stunden ermittelt.

Nach der Beantwortung des ersten Fragebogens führten die Teilnehmenden 45 Minuten aerobes Training auf einem Fahrradergometer durch. Direkt im Anschluss füllten sie den elektronischen Fragebogen ein zweites Mal und nach 30 Min. Pause dann noch ein drittes Mal aus. Die Vorgehensweise hinsichtlich der Gruppe ohne Training war identisch, anstatt 45 Min. körperlicher Aktivität hatten sie jedoch eine Ruhepause. Im Vergleich zum Ruhen sorgte Bewegung zu einem größeren Anstieg der gewählten Nahrungsmenge, sowohl unmittelbar nach dem Training als auch 30 Min. danach. Die körperliche Aktivität führte außerdem zu einem höheren Anstieg der Präferenz für den sofortigen Verzehr von Nahrungsmitteln sowohl unmittelbar nach dem Training als auch 30 Min. danach.

„Die vorliegenden Resultate deuten darauf hin, dass die körperliche Anstrengung Sporttreibende dazu verleiten kann, nach dem Sport eher schneller und größere Mengen Nahrung zu sich zu nehmen“, sagt Prof. Köhler. „Da die Gewichtsabnahme für viele ein Hauptmotiv für das Sporttreiben ist und ein Nichterreichen der gewünschten Gewichtsabnahme den Ausstieg aus dem Sport wahrscheinlich macht, könnte es eine gute Strategie sein, sich schon vor dem Training zu überlegen, was man nachher essen möchte.“

Wie nachhaltig diese und weitere mögliche Strategien wirken, wie man dadurch die langfristige Einhaltung von Trainingsprogrammen verbessern und zu günstigen gesundheitlichen Ergebnissen über die Gewichtsabnahme beitragen kann und ob sich der Effekt möglicherweise irgendwann abnutzt, ist Gegenstand der aktuellen Forschung des Forschungsteams.

Literatur
1. Koehler K, Beckford SE, Thayer E, et al.: Exercise shifts hypothetical food choices toward greater amounts and more immediate consumption. Nutrients 2021; 13(2): 347.

Quelle: Technische Universität München, Pressemeldung vom 07.04.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2021 auf Seite M245.

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