VDD-JuniorInnen: Diätetik-Ausbildung: Akademisierung, Arbeitsfelder und Corona

Im Rahmen des 63. VDD Bundeskongress 2021, der vom 22.–24. April 2021 online stattfand, veranstalteten die VDD JuniorInnen zwei Sessions mit Themen speziell für angehende DiätassistentInnen. Das übergreifende Thema aller Vorträge lautete: „Corona als Chance für die Ausbildung“! Max Frese (Botschafter der VDD JuniorInnen und Nutrition Specialist bei eMedicals Healthtech) und Merle Vollgraf (VDD JuniorInnen, Podcasterin: Diet your Brain) moderierten die Session.

Akademisierung

Über aktuelle Themen klärten Dr. Daniel Buchholz und Jana Schmunz auf. Bereits im Vorfeld hatten angehende DiätassistentInnen die Möglichkeit, Fragen über Instagram an die VDD JuniorInnen zu übermitteln. Die Akademisierung ist in aller Munde und v. a. für junge Menschen, die „etwas mit Ernährung“ machen möchten, wird die Frage immer relevanter: Welche Ausbildung ist am sinnvollsten für mich?

Dr. Daniel Buchholz zeigte die Unterschiede zwischen einem Diätetik- und Ökotrophologiestudium auf und erläuterte, in welchen Fällen es sinnvoll sei, ein Studium zu absolvieren. Deutlich machte er dabei, dass das Ökotrophologiestudium im Gegensatz zur Diätetikausbildung nicht bundesrechtlich geregelt ist; auch gibt es keine feste Berufsbezeichnung. Daraus folge auch, dass man mit einem Ökotrophologiestudium nicht direkt in die Ernährungsberatung einsteigen kann.

Betrachtet man, laut Buchholz, die gesellschaftliche Ebene, spreche absolut nichts dagegen zu studieren. Ein Studium treibt die Forschung in der Diätetik mit berufsspezifischen Fragestellungen voran und ermöglicht die allgemeine Verbesserung der Ernährungsversorgung. Auf persönlicher Ebene sollte man sich bewusst sein, dass durch ein Studium der Berufseinstieg gegebenenfalls erst später stattfindet und man dadurch finanzielle Einbußen haben könnte. Auch gilt es, die Finanzierung eines Studiums vorab zu klären. Trotzdem lohne sich der Gedanke, denn ein Studium sei nicht nur mit einer Wissensvermittlung verbunden: Das Studium eröffne meist viele neue Karrieremöglichkeiten und auch die internationale Tätigkeit werde mit einem Studium erheblich erleichtert.

Mögliche Arbeitsfelder für studierte DiätassistentInnen:
• Studienkoordination, Betreuung von ProbandInnen und Ernährungstherapie im Rahmen der Studien
• Leitungsposition im klinischen Bereich und/oder Aufbau eines Ernährungsteams
• Selbstständigkeit
• Arbeit bei Krankenkassen
• Forschung im Allgemeinen
• Ernährungsberatung/Ernährungstherapie
• oder: Masterstudiengänge im Gesundheitsbereich

„Europäische“ Diätetik-JuniorInnen

Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, sich weiterzubilden oder international zu engagieren. Eine Möglichkeit stellte Luong Nghia Hoang vor, der sich bei dem europäischen Pendant der VDD JuniorInnen engagiert:

ENDietS ist ein europäisches Netzwerk von Diätetikstudierenden (inklusive DiätschülerInnen in Deutschland) und gehört zur EFAD (European Federation of the Associations of Dietitians). Das Ziel des Netzwerkes ist es, Diätetikstudierende international zu verbinden und einen Austausch zu ermöglichen. Außerdem ist ENDietS auf Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn aktiv.

Luong Nghia Hoang betonte, dass der Anteil an deutschen Studierenden oder SchülerInnen, die sich regelmäßig bei ENDietS engagieren, noch sehr gering ist. Deshalb machte er die Vorteile deutlich:

  • kostenlose Möglichkeit, sich international zu vernetzen
  • regelmäßige Webinare zur persönlichen fachlichen Weiterbildung inkl. pro Webinar 1 Fortbildungspunkt
  • Wettbewerbe
  • Englischkenntnisse können verbessert werden

ENDietS veröffentlicht regelmäßig Ausschreibungen für aktuelle Stellen, Einladungen zu Webinaren, Wettbewerben oder allgemeinen Veranstaltungen, bspw. im ENDietS-Newsletter, aber auch online: www.efad.org/en-us/endiets

Corona als Chance?

Viele DiätschülerInnen beschäftigen sich aktuell aber nicht mit der Frage, ob sie sich international engagieren möchten, sondern kämpfen sich durch ein Ausbildungsjahr, welches geprägt ist von Einschränkungen und ständigen Regeländerungen. Aber getreu dem Motto: „Corona als Chance für die Ausbildung“ wurden zwei motivierende Projekte vorgestellt:

  1. Um trotz Corona Beratungspraktika gewährleisten zu können, entwickelte die Diätschule in Gießen ein internes Diät- und Ernährungsberatungspraktikum durch Lehrkräfte. Bis Jahresende bieten die zukünftigen DiätassistentInnen kostenlose Ernährungsberatungen für Mitarbeitende des UKGM an.
  2. Anna Höfler, Diätschülerin im 3. Lehrjahr, stellte die Möglichkeit vor, die aktuelle Zeit zu nutzen, um eine eigene Homepage zu erstellen.

Und auch wenn es immer Chancen gibt, so darf es auch Momente des Scheiterns geben. Darüber nachzudenken, regte Kathrin Fuse in ihrem Vortrag „Vom Erfolg im Scheitern“ an. Durch persönliche Geschichten des Scheiterns zeigten die JuniorInnen, dass Scheitern normal ist und zum Leben gehört. Auf der anderen Seite zeigten die ReferentInnen aber auch Schritte auf, wie man mit Scheitern umgehen kann. Besonders eindrucksvoll erklärte Kathrin Fuse, warum man sich nicht ständig vergleichen sollte: „Ihr vergleicht das Außenleben der anderen mit dem eigenen Innenleben – da könnt ihr nur verlieren». Also nicht vergleichen und das Scheitern als Teil des Lebens akzeptieren!

Soziale Medien

In einem Bereich des Lebens ist das Vergleichen wohl besonders verbreitet: Soziale Medien! Merle Vollgraf moderierte die zweite Session mit dem Ziel, Instagram für angehende DiätassistentInnen attraktiver zu machen und zu zeigen, wie man sich dort authentisch gibt und gleichzeitig neue KundInnen akquiriert – ohne sich ständig vergleichen zu müssen.

Für Jessica Diehl, Expertin für Instagram-Marketing und Storytelling, sind drei Komponenten entscheidend, um langfristig KundInnen auf Instagram zu akquirieren: Marketing, Storytelling Posts (Content mit emotionalem Mehrwert) und Mehrwertposts. Der Angst, dass man zu viel kostenlosen Content hergeben könnte, stellte Diehl entgegen, dass man mit regelmäßigen Postings einen Vertrauensaufbau schafft, welcher sehr bedeutend ist. KundInnen kaufen nur von Menschen, denen sie vertrauen. Darüber hinaus sind regelmäßige Postings nicht mit einer persönlichen Ernährungsberatung zu vergleichen. Um die Brücke zwischen kostenlosem Mehrwert und hochpreisigen Angeboten jeder Art zu bauen, kann ein Einstiegsprodukt helfen, bspw. ein E-Book, Templates, ein Workshop oder ein Selbstlernkurs.

Dass man als Ernährungsfachkraft erfolgreich Instagram nutzen kann, zeigte Tanja Amira Demirci (IG: tamira_ health) in ihrem Vortrag. Sie hob vier Aspekte für die Arbeit auf Instagram hervor:

  1. Wissen teilen,
  2. Ernährung zeigen,
  3. Inspiration,
  4. Motivation.

Fazit

Ja, die aktuelle Zeit kann auch eine Chance sein. Die VDD JuniorInnen haben diese in ihren beiden Sessions genutzt und mit Sicherheit einigen (angehenden) DiätassistentInnen Mut gemacht.

Misava Macamo



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2021 auf den Seiten M248 bis M249.

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