Produktangebot erweitert sich – VerbraucherInnen wählen nach eigenen Motiven: Zucker, Salz und Fett in Lebensmitteln

Das im April veröffentlichte Produktmonitoring 2020 des Max Rubner-Instituts (MRI) zeigt, dass sich der Markt der Fertigprodukte um zucker-, fett- und salzreduzierte Varianten erweitert und VerbraucherInnen daraus nach eigenen Motiven unterschiedlich auswählen.

Seit 2016 untersucht das MRI im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie die Gehalte von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten. Mit dem Bericht „Produktmonitoring 2020“ veröffentlichte das Institut im April aktuelle Ergebnisse zu Energie- und Nährstoffgehalten für die ausgewählten Lebensmittelgruppen Brot und Kleingebäck, Wurstwaren, weitere Fleischerzeugnisse und Riegel (z. B. Müsliriegel, Fruchtschnitten). Zusätzlich wurden Basiserhebungen für die bisher nicht erfassten sog. Quetschprodukte und für Kinderfertigmahlzeiten durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen nur an manchen Stellen eine signifikante Reduktion von Zucker, Fett oder Salz. In der Produktgruppe Brot und Kleingebäck (ohne Laugengebäck, das aufgrund seiner Herstellung traditionell viel Salz enthält) ist die Reduktion auch im Durchschnitt der Produktgruppe zwar klein, aber signifikant: Der Salzgehalt liegt durchschnittlich 4 % niedriger als 2016. Dies entspricht einer Reduzierung von 0,05 g pro 100 g Produkt (1,20 g/100 g im Jahr 2020 im Vergleich zu 1,25 g/100 g im Jahr 2016). Immerhin gibt es einzelne Untergruppen, in denen eine deutlichere Reduktion gelungen ist: z. B. Knäckebrot (37 % salzärmer als 2016), gefolgt von Vollkorntoast mit (10 %) [1].

Bei den Wurstwaren konnten kaum Änderung festgestellt werden. Während in anderen Produktgruppen Produkte mit Kinderoptik überwiegend genauso viel oder weniger Zucker, Salz bzw. Fett enthalten, sind die Wurstwaren mit Kinderoptik im Median salzreicher als die des Gesamtsortiments [1].

Erstmals wurden sog. „Quetschprodukte“ untersucht, das sind pürierte Lebensmittel in Kunststoffbeuteln, meist auf Basis von Obst, die über eine Saugtülle direkt in den Mund gedrückt werden. Die Spannweiten der Zuckergehalte sind groß und liegen je nach Sorte bei 6,5–16,7 g pro 100 g Produkt. Die Basiserhebung zeigt, dass von den Haushalten Produkte, die nur aus Früchten bestehen, am häufigsten und in den größten Mengen gekauft werden.

Umgekehrt verhält es sich bei den Riegeln. Auch wenn verkaufsstarke Müsliriegel mit Schokolade eine Verringerung von Zucker im Vergleich zur Basiserhebung 2016 um rund 11 % zeigen: VerbraucherInnen wählen bei den marktrelevanten Produkten eher die ernährungsphysiologisch ungünstigeren energie-, fett- und zuckerreicheren Varianten.

Vollständiger Ergebnisbericht zum Produktmonitoring 2020 des MRI:
www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/MRI-Produktmonitoring-2020_Ergebnisbericht-final.pdf 

Quelle: Max Rubner-Institut, Pressemeldung vom 21.04.2021

Kommentar der Redaktion:
(scs) Die Gegenüberstellung der Energie- und Nährstoffgehalte der untersuchten Fertigprodukte seit 2016 zeigt Reduktionen in einzelnen Untergruppen, in anderen ist eine Verringerung nicht auszumachen oder nicht signifikant. Vor allem zeigen die Ergebnisse jedoch eins: Das Lebensmittelangebot wird, so der Bericht des MRI, teilweise um Produkte mit niedrigeren Gehalten erweitert. Die Produkte in den oberen Bereichen der Energie- und Nährstoffgehalte sind weiterhin auf dem Markt und werden auch gekauft. Die Fachverbände fordern seit Jahren eine Stärkung der Verbraucherbildung und – statt „freiwilliger Selbstverpflichtung“ – gesetzliche Regelungen zur erfolgreichen und relevanten Verringerung von Salz-, Zucker- und Fettgehalten. Diese Forderungen erhalten durch die starke Nachfrage nach den weiterhin angebotenen energiereichen Produkten auf jeden Fall Unterstützung.



Diese Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2021 auf Seite M250.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 12/2024 weiter
Gesundheitliche und soziale Folgen hängen vom Wohnort ab weiter
„Was isst Bayern?“ weiter
Anhand der Gene vorhersagen, ob eine Ernährungsumstellung helfen kann weiter
Neuer Test verbessert Diagnose von Allergien weiter
Pflanzenbasierte Ernährung – Mehr als nur ein Trend? weiter