Ernährungsverhalten: Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert
- 12.06.2024
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- Redaktion
Noch nicht alle Komponenten, die die Nahrungsaufnahme regulieren, sind bekannt. Der neu identifizierte Rezeptor Latrophilin-1 war bisher für Funktionen im Gehirn wie die Ausbildung und den Aufbau von Synapsen bekannt, jedoch nicht für die Steuerung der Nahrungsaufnahme. Er gehört zu den G-Protein-gekoppelten Rezeptoren und besitzt seinen Namen aufgrund der Bindungsfähigkeit zum Nervengift Latrotoxin. Dieses Toxin wird u. a. von der Mediterranen Schwarzen Witwe, einer Spinnenart, produziert und hat den Rezeptor Latrophilin-1 als eine wesentliche neuronale Zielstruktur.
Die Forschungsteams zeigen in ihren Untersuchungen, dass der Rezeptor Latrophilin-1 sowohl in den Hirnregionen, die das Essverhalten steuern, als auch im Fettgewebe präsent ist. Mäuse, denen dieser Rezeptor fehlt, zeigen in der Studie eine erhöhte Nahrungsaufnahme und eine verringerte körperliche Aktivität. Obwohl die Jungtiere zunächst Normalgewicht aufweisen, entwickeln sie im Laufe weiterer vier Monate ein signifikantes Übergewicht. Dabei entstehen die bekannten Begleiterkrankungen, z. B. eine Fettleber. Darüber hinaus identifizierten die Forschenden in den Sequenzierdaten der Leipziger Adipositas-Kohorte eine Rezeptorvariante von Latrophilin-1, die bei einer Patientin mit Übergewicht auftrat. Untersuchungen in Zellkultur zeigen, dass diese Rezeptorvariante nicht die vollständige Funktionalität aufweist. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass der Rezeptor nicht nur im Tiermodell, sondern auch beim Menschen für die Entwicklung einer Adipositas von Bedeutung sein könnte. Die Ergebnisse können helfen, die Regulation der Nahrungsaufnahme und die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas besser zu verstehen.
Literatur
1. Dietzsch AN, Al-Hasani H, Altschmied J, et al.: Dysfunction of the adhesion G protein-coupled receptor latrophilin 1 (ADGRL1/ LPHN1) increases the risk of obesity. Sig Transduct Target Ther 2024, 103(9).
Quelle: Universität Leipzig, Pressemeldung vom 30.04.2024
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2024 auf Seite M317.