Säuglingsnahrung: Rezeptur wirkt sich auf Darmflora aus

Die Rezeptur von Säuglingsnahrung hat Auswirkungen auf das Darmmikrobiom von Säuglingen, so das Ergebnis einer Studie mit 210 Kindern vom Lehrstuhl für Ernährung und Immunologie der Technischen Universität München (TUM). Das Team um Prof. Dirk Haller fand heraus, dass mit Galacto-Oligosacchariden angereicherte Babynahrung für eine höhere Konzentration an gewünschten Bifidobakterien im Darm sorgt. Mit Bifidobakterien angereicherte Ersatznahrung führte hingegen nicht zu einem erhöhten Anstieg dieser Bakterien im Darm [1].

© dragana991/iStock/Getty Images Plus
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Eine Vielzahl an Studien belegt den positiven Effekt von Muttermilch auf die Gesundheit von Säuglingen und die normale Entwicklung der Darmflora. Neugeborene, die mit der Flasche gefüttert werden, haben ein anderes Darmmikrobiom als Säuglinge, die gestillt werden. Säuglingsnahrung in Kombination mit Muttermilch führt ebenfalls zu einer normalen Entwicklung der Darmflora. Durch molekulare Untersuchungen der Nahrung sowie des Stuhls von 210 Säuglingen über einen Zeitraum von der Geburt bis zum Alter von zwölf Monaten gewannen Forschende der TUM nun neue Erkenntnisse. Das Team um Haller konnte zeigen, dass sich unterschiedliche Rezepturen industriell hergestellter Säuglingsnahrung direkt auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken. Die Unterschiede zeigten sich v. a. zwischen dem dritten und siebten Lebensmonat der Säuglinge. Rezepturen, in denen gesundheitsfördernde Bifidobakterien zur Säuglingsnahrung zugegeben wurden, führten nicht zu einem gewünschten Anstieg dieser Bakterien im Darm. Bei mit Galacto-Oligosacchariden versetzter Säuglingsnahrung konnte dagegen eine höhere Konzentration an gewünschten Bifidobakterien im Darm gemessen werden.
Weiter entdeckten die Forschenden, dass Darmbakterien eine eigene „innere Uhr“ haben. Demnach scheinen Darmbakterien nach einem 24-stündigen Tag-und-Nacht-Rhythmus zu leben. Sie behielten diesen Rhythmus auch außerhalb des Darms im Labor bei – sie sind also nicht abhängig vom natürlichen Rhythmus, den der Organismus der Babys vorgab.

Literatur
1. Heppner N, Reitmeier S, Heddes M, et al: Diurnal rhythmicity of infant fecal microbiota and metabolites: a randomized controlled interventional trial with infant formula. Cell Host & Microbe 2024, 32(4): 573–87.e5.

Quelle: Technische Universität München, Pressemeldung vom 26.04.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2024 auf Seite M310.

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