ChroNu-Studie: Ungünstige Kohlenhydrate früh am Morgen – ein mögliches Problem für „Eulen“

Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit am Morgen löst einen geringeren Glucoseanstieg aus als dieselbe Mahlzeit am Abend. Neueste Ergebnisse zeigen jetzt: Das ist nicht bei allen Menschen so und hängt von der „inneren Uhr“ ab [1].

Ein fester Tagesablauf, vorgegeben durch Studium oder Job, führt häufig dazu, dass insb. junge Erwachsene gegen ihre innere Uhr essen. Die Typen „Lerche“ und „Eule“ unterscheiden sich ihrem sog. zirkadianen Rhythmus (Chronotyp) – Lerchen stehen früh auf und essen früher, während Eulen biologisch bedingt länger schlafen und später essen. Wissenschaftlerinnen der Universität Paderborn haben untersucht, inwieweit sich dies auf den Glucosespiegel auswirkt.
„Essen gegen die innere Uhr betrifft auch Studierende in besonderem Maße, die z. B. früh morgens frühstücken, obwohl sie sich aufgrund ihres späten Chronotyps noch in der biologischen Schlafphase befinden. Auf der anderen Seite führen soziale Aktivitäten manchmal dazu, dass Menschen mit einem frühen Chronotyp ‚zu spät‘ ihr Abendessen verzehren. Daher wollten wir in unserer Studie untersuchen, ob sich die tageszeitlichen Unterschiede in der Glucoseantwort auch bei Studierenden mit einem frühen und späten Chronotyp finden“, erklärt Dr. Bettina Krüger vom Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn.
Nach einem Screening, bei dem 327 Studierende im Alter von 18–25 Jahren untersucht wurden, nahmen 45 Studierende mit dem frühsten und spätesten Chronotyp an einer kontrollierten Ernährungsstudie teil, die von September bis Dezember 2020 durchgeführt wurde. Die Teilnehmenden erhielten alle Mahlzeiten und Snacks, die sie zu vorgegebenen Uhrzeiten verzehrten. An einem Tag verzehrten die Studierenden eine Mahlzeit, die einen hohen Glucoseanstieg (hoher glykämischer Index) auslöst, um 7 Uhr morgens, an einem weiteren Tag um 20 Uhr abends. Die Glucoseantwort wurde mit einem kontinuierlichen Glucosemessgerät dokumentiert.
Studierende mit einem frühen Chronotyp (die Lerchen) zeigten eine höhere Glucoseantwort auf die abendlich verzehrte Mahlzeit. Bei den Studierenden mit einem späten Chronotyp (den Eulen) war die morgendliche Antwort jedoch ähnlich hoch wie am Abend. Die Ergebnisse für die Lerchen unterstreichen die über den Tagesverlauf abnehmende Fähigkeit, Glucose im Blut zu regulieren. Überraschend waren für uns die Ergebnisse für die Eulen. „Ein sehr frühes Frühstück scheint für Eulen kritisch zu sein, wenn es reichlich ungünstige Kohlenhydrate enthält. Eulen sollten daher nicht nur abends, sondern auch morgens auf die Qualität der Kohlenhydrate achten und lieber später frühstücken, indem sie zum Beispiel ihr Frühstück mit in die Universität nehmen“, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Anette Buyken. Außerdem lassen die Ergebnisse schlussfolgern, dass ein Essen spät abends nachteilig für die Glucoseantwort ist – unabhängig vom Chronotyp.

Literatur
1. Stutz B, Krueger B, Goletzke J, et al.: Glycemic response to meals with a high glycemic index differs between morning and evening: a randomized cross-over controlled trial among students with early or late chronotype. Eur J Nutr 2024.

Quelle: Universität Paderborn, Pressemeldung vom 12.04.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2024 auf den Seiten M314 und M316.

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