Stoffwechsel: Erythrit – Früherkennungszeichen für Adipositas

Ein internationales Forschungsteam, an dem Wissenschaftler*innen der Technischen Universität Braunschweig, der Universität Luxemburg und die US-amerikanische Cornell-Universität beteiligt sind, hat eine chemische Substanz identifiziert, die als Früherkennungszeichen für eine einsetzende Fettleibigkeit genutzt werden kann. Es handelt sich um den Zuckeralkohol Erythrit. Die Forscher*innen um Prof. Dr. Karsten Hiller der TU Braunschweig konnten zeigen, dass Menschen, die stark an Gewicht zunehmen, Erythrit in erhöhten Konzentrationen im Blut haben.

Chemische Formel von Erythrit © Drypsiak/iStock/Getty Images Plus
Chemische Formel von Erythrit © Drypsiak/iStock/Getty Images Plus

Erythrit dient als Süßstoff und gilt als gut verträglich. Bislang wurde angenommen, dass es vom menschlichen Stoffwechsel nicht verarbeitet, sondern unverändert ausgeschieden wird. Die Forschenden fanden nun in einer aktuellen Studie heraus, dass Erythrit durchaus Bestandteil des Stoffwechsels ist und vom Körper selbst synthetisiert wird.
Grundlage für die Forschungsarbeit ist laut Prof. Dr. Patricia Ann Cassano der Cornell-Universität die Beobachtung, dass drei Viertel aller Studienanfänger*innen in den USA dazu neigen, im ersten Semester an Gewicht zuzulegen. „Dies dürfte damit zusammenhängen, dass sie von zuhause ausziehen, sich nun selbst versorgen müssen und ihre Ernährung umstellen.“ Da im frühen Erwachsenenalter noch Chancen bestehen, einer einsetzenden Adipositas entgegenzuwirken, wollten die Forscher*innen ein Stoffwechselprodukt finden, das als Früherkennungszeichen oder Biomarker für diese Gewichtszunahme – die unter Umständen zu Fettleibigkeit führt – dienen kann. Hierfür untersuchten sie in einer repräsentativen Gruppe von Studienanfänger*innen über ein Jahr hinweg den Gesundheitszustand und nahmen bei den Proband*innen Blutproben.
Diese wurden von Forscher*innen der TU Braunschweig analysiert, um herauszufinden, welche Stoffwechselprodukte sich darin befanden und wie sich deren Zusammensetzung im Laufe des Untersuchungszeitraums veränderte. Mittels markierter Glukose (sog. C13-Kohlenstoffisotop), konnten sie nachverfolgen, wie bestimmte Substanzen im Körper abgebaut werden und welche Produkte daraus entstehen.
Das Ergebnis: Nehmen Proband*innen markierte Glukoselösung ein, finden sich die C13-Kohlenstoffatome nach einiger Zeit auch im Erythrit. Das zeigt, dass der Süßstoff nicht nur über die Nahrung in den Körper gelangt, sondern dass der Körper den Zuckeralkohol selbst synthetisieren kann. Erythrit wird also nicht unverändert ausgeschieden. Außerdem zeigten die Daten bei Studienteilnehmenden, die gerade stark zunahmen, dass die Substanz Erythrit verstärkt im Stoffwechsel auftauchte.

Quelle: Technische Universität Braunschweig, Pressemeldung vom 08.05.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2023 auf Seite M412.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 12/2024 weiter
Ernährung bei fortschreitender und chronischer Nierenkrankheit weiter
Gesundheitliche und soziale Folgen hängen vom Wohnort ab weiter
„Was isst Bayern?“ weiter
Anhand der Gene vorhersagen, ob eine Ernährungsumstellung helfen kann weiter
Neuer Test verbessert Diagnose von Allergien weiter