Schulverpflegung: (Nicht-)Teilnahme am Schulessen
- 12.07.2023
- Print-News
- Sabine Poschwatta-Rupp
Die Ergebnisse zeigen, dass zum einen qualitative Mängel der Speisen beklagt wurden: So war die Konsistenz teilweise matschig, das Essen war nicht heiß genug, die Portionen wurden öfter als zu klein beschrieben (dennoch wurde nicht immer ein Nachschlag gewährt).
Zum anderen waren die Rahmenbedingungen relevant für die Abwahl des Schulessens. Lange Wartezeiten führten zu Engpässen, sodass die Mahlzeit in den verbleibenden 20 Minuten nicht aufgegessen werden konnte. Da auch nichts mitgenommen werden durfte, mussten die Reste entsorgt werden.
Insbesondere ältere Schüler*innen bemängelten unattraktive Räumlichkeiten und Ausstattung. Es sei zu laut und unbequem, mitunter seien die Sitzgelegenheiten und Tische zu knapp. Auch die Lage, Gestaltung und Geruchsbelästigung sowie Plastik- und Alugeschirr wurden genannt. Hinzu kommt eine unbefriedigende Kommunikation, z. B. bezüglich des Speiseplans und der Inhaltsstoffe.
Die soziale Komponente war ein weiterer Faktor. Die Befragten wünschten sich zwar die gemeinsame Mahlzeit mit ihren Lehrer*innen und Freund*innen, aber nicht unter den gegebenen Bedingungen. Das gemeinsame Kochen und die Gemeinschaft am Mittagstisch hat einen sehr hohen Stellenwert, daher präferieren viele Schüler*innen das Familienessen zu Hause.
In den Workshops wurden mit den Betroffenen konstruktive Optimierungsvorschläge und Handlungsempfehlungen an den teilnehmenden Schulen erarbeitet (z. B. kostenloses Wasser oder Tee zum Mittagessen, Buffet, frisch gekochte Speisen, Schülerküche u. a.).
Die Schüler*innen wünschen sich mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten, sei es bei strukturellen Fragen wie z. B. der Raumgestaltung und der Pausenzeiten oder bei der Speisenauswahl. Eine optimierte Kommunikationskultur und die curriculare Einbindung der Ernährungsthemen in den Unterricht könnten ebenfalls zu einer Verbesserung der Situation und einer Stärkung des Ernährungsbewusstseins beitragen. Herausfordernd seien allerdings strukturelle Hürden, insb. Kostenfaktoren und hoher bürokratischer Aufwand, z. B. für die Beantragung von Kostenübernahmen.
Quellen:
- Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Sport der Stadt Magdeburg vom 27.04.23. https://www.h2.de/fileadmin/user_upload/Fachbereiche/AHW/23-04-27_Schulausschuss_Ergebnisse_Schulessen.pdf (last accessed on 19 May 2023).
- Hochschule Magdeburg-Stendal: Untersuchung von Gründen der (Nicht-)Teilnahme an der Schulspeisung im Landkreis Stendal. www.h2.de/hochschule/fachbereiche/angewandte-humanwissenschaften/projekte/schulessen.html (last accessed on 07 June 2023).
- Deutsches Netzwerk Schulverpflegung (DNSV): Forschungsprojektes „(Nicht-)Teilnahme am Schulessen. www.dnsv.eu/forschungsprojektes-nicht-teilnahme-am-schulessen (last accessed on 19 May 2023).
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2023 auf Seite M408.