Public Health Nutrition: Ernährungsweise in Deutschland: keine Scheindebatten führen
- 12.08.2022
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- Udo Maid-Kohnert
(umk) Auf zahlreichen Kongressvorträgen, aber auch im politischen Diskurs werden derzeit tatsächliche und vermeintliche Unterschiede zwischen den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Planetary Health Diet thematisiert – und möglicherweise auch als Vorwand für „Noch-Nicht-Handeln“ missbraucht. Nach dem Motto: Die ExpertInnen sind sich ja noch nicht einig…“.
Im aktuellen Public Health Nutrition Rundbrief [1] greift Dr. Peter von Philipsborn, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Ergebnisse des aktuellen BMEL-Ernährungsreports [2] auf (⇒ nächste Meldung "Ernährungsreport 2022: Ess- und Einkaufsgewohnheiten der Deutschen"):
- Immerhin 44 % der Befragten geben an, „ab und zu bewusst auf Fleisch zu verzichten“, 7 % geben an, sich vegetarisch zu ernähren, und 1 % stufen sich als VeganerInnen ein.
- 47 % der telefonisch Befragten geben an, schon einmal pflanzliche Ersatzprodukte gekauft zu haben und
- 90 % halten eine Reduktion von Lebensmittelabfällen, 82 % eine Reduktion des Fleischkonsums für sinnvoll „um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren“.
Die Herausforderung: Trotz dieser Aussagen ist der Fleischkonsum in Deutschland z. B. doppelt- bis dreimal so hoch wie sowohl von DGE als auch der Planetary Health Diet empfohlen. Vorrangig sei daher, so Philipsborn, nicht ein Angleichen der DGE-Empfehlungen an die Planetary Health Diet, sondern eine Veränderung der tatsächlichen Ernährungsweisen, auch durch das reale Angebot in der Gemeinschaftsverpflegung – nicht zuletzt auf Basis der DGE-Qualitätsstandards für die Gemeinschaftsverpflegung. Als ERNÄHRUNGS UMSCHAU freut uns, dass im Rundbrief als vertiefende Lektüre der Beitrag [3] von Christina Breidenassel, Carolin Schäfer und KollegInnen zum „Vergleich der Planetary Health Diet mit den DGE-Empfehlungen und den tatsächlichen Ernährungsweisen in Deutschland“ verlinkt ist. Aufgrund seiner Bedeutung für die aktuelle Debatte ist der Beitrag open access, also auch für Nicht-AbonnentInnen, zugänglich.
Literatur
1. von Philipsborn P: BMEL-Ernährungsreport/ DGE vs. Planetary Health Diet. Rundbrief, vom 24.7.2022, abonnierbar über www.listserv.dfn.de/sympa/info/public-health-nutrition
2. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Deutschland, wie es isst. Der BMEL-Ernährungsreport 2022. www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport-ueberblick.html (last accessed on 26 July 2022).
3. Breidenassel C, Schäfer AC, Micka M, Richter M, Linseisen J, Watzl B for the German Nutrition Society (DGE): The Planetary Health Diet in contrast to the food-based dietary guidelines of the German Nutrition Society (DGE). A DGE statement. Ernahrungs Umschau 2022; 69(5): 56–72. e1–3. (Deutsche Version: www.ernaehrungs-umschau.de/printartikel/11-05-2022-einordnung-der-planetary-health-diet-anhand-einer-gegenueberstellung-mit-den-lebensmittelbezogenen-ernaehrungsempfehlungen-der/)
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2022 auf Seite M405.