Vegan und vegetarisch: Raps als Proteinquelle für den Menschen

Raps könnte Soja den Rang als beste pflanzliche Proteinquelle für den Menschen ablaufen. Das legen Ergebnisse einer Studie von ErnährungswissenschaftlerInnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nahe. Das Team untersuchte, welche Effekte der Verzehr des Rapsproteins auf den Stoffwechsel hat [1]. Das Ergebnis: Es ist mit Soja gleichwertig und schneidet in Teilen sogar besser ab. Die Proteine können aus den Resten der Rapsölproduktion gewonnen werden. Sojaprotein wird auch aus den Resten der Sojaöl-Produktion gewonnen.

„Soja gilt gemeinhin als Goldstandard für pflanzliche Proteinquellen, da es eine besonders günstige Zusammensetzung von Aminosäuren aufweist“, sagt Dr. Gabriele Stangl vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU. Aber auch von Rapsproteinen ist bekannt, dass sie eine sehr günstige Zusammensetzung von Aminosäuren haben und Raps wird bereits in Deutschland in großem Maße angebaut.

In einer Studie mit 20 TeilnehmerInnen untersuchte das Team, welchen direkten Effekt Raps- und Sojaproteine auf den Stoffwechsel des Menschen haben. Hierfür mussten diese ein Ernährungsprotokoll führen und dann an drei Tagen jeweils eine spezielle Mahlzeit einnehmen: einen Teller Nudeln mit Tomatensoße, entweder pur oder angereichert mit Soja- oder Rapsproteinen. Nach dem Essen wurde den ProbandInnen über einen Zeitraum von 6 Stunden regelmäßig Blut abgenommen. „Ein Vorteil unserer Studie ist, dass wir anhand der Blutproben Informationen über die unmittelbare Reaktion des Körpers erhalten. Somit erhalten wir viel genauere Kenntnisse über die Stoffwechselantwort des Körpers als aus Studien, die nur Einmalmessungen durchführen“, sagt Stangl.

Die Studie zeigt: „Das Rapsprotein konnte bei allen gemessenen Parametern mindestens genau so gute Ergebnisse erzielen wie Soja. Die Insulin-Antwort des Körpers war bei Raps sogar geringfügig vorteilhafter“, sagt Erst-Autorin Christin Volk von der MLU. Ein weiterer Vorteil: Die ProbandInnen waren nach dem Essen mit dem Rapsprotein länger satt als bei beiden anderen Mahlzeiten.

Der einzige Wermutstropfen: „Soja ist geschmacksneutraler als Raps, der wiederum eine ganz leichte Senfnote hat“, sagt Volk. Deshalb würde sich Raps v. a. für die Herstellung von herzhaften Lebensmitteln eignen und käme vermutlich für Süßspeisen nicht infrage.

Die Studie wurde durch die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. gefördert.

Literatur:
1. Volk C et al.: Postprandial metabolic response to rapeseed protein in healthy subjects. Nutrients (2020); DOI: 10.3390/nu12082270.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Pressemeldung vom 30.09.2020



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2020 auf Seite M638.

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