Adipositas: Gesundheitliche und soziale Folgen hängen vom Wohnort ab

Adipositas kann schwerwiegende soziale, sozioökonomische und gesundheitliche Folgen haben. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass adipöse Menschen häufiger arbeitslos sind, weniger Freund*innen haben und eine schlechtere physische und mentale Gesundheit aufweisen. Sie erleben außerdem Vorurteile und Diskriminierung.

Eine neue Studie unter der Leitung von Dr. Jana Berkessel vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) der Universität Mannheim untersuchte nun den Einfluss des regionalen und kulturellen Kontexts auf die Folgen von Adipositas [1]. Dafür sammelten die Forschenden Archivdaten von > 3,4 Mio. Menschen aus den USA und Großbritannien. Die Daten beinhalteten Informationen über Gewicht, Größe, Wohnort sowie soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche Details der Teilnehmenden.
Sie fanden heraus, dass die Folgen der Adipositas vom Wohnort abhängen: In Regionen mit niedriger Adipositasrate sind Betroffene häufiger arbeitslos im Vergleich zu denen, die in Gebieten mit hoher Adipositasrate leben. Auch ihre Gesundheit ist weniger stabil.
Außerdem ist die Voreingenommenheit gegenüber Adipositas in Gebieten mit hohen Adipositasraten am geringsten. Das könnte erklären, warum Menschen mit Adipositas in diesen Gebieten seltener alleinstehend sind und über eine bessere Gesundheit berichten als vergleichbare Personen in Regionen mit geringer Adipositasrate. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass zumindest einige der negativen Folgen von Adipositas sozial konstruiert erscheinen und daher reduziert werden können“, fasst Berkessel zusammen.

Laut der World Health Organization (WHO) hat sich die Häufigkeit von Adipositas von 1975–2021 weltweit fast verdreifacht. Allein in den USA belaufen sich die durch Adipositas verursachten Gesundheitskosten auf rund 147 Mrd. Dollar jährlich. Die Adipositasrate variiert jedoch stark zwischen Staaten und Regionen: In manchen Teilen der USA leben > 50 % der Bevölkerung mit Adipositas, während in anderen Regionen die Rate bei 5 % liegt.

Literatur
1. Berkessel JB, Ebert T, Gebauer JE, Rentfrow PJ: On the unequal burden of obesity: obesity’s adverse consequences are contingent on regional obesity prevalence. Psych Sci 2024. DOI: 10.1177/09567976241265037.

Quelle: Universität Mannheim, Pressemeldung vom 07.10.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2024 auf Seite M690.

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