Deutsches Institut für Ernährungsforschung: Alter beeinflusst den Mikronährstoffgehalt im Blut
- 13.01.2017
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Um zu untersuchen, ob neben den Ernährungsgewohnheiten auch das Alter einen Einfluss auf den Mikronährstoffstatus hat, werteten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) Daten der europäischen MARK-AGE-Studie aus.
Die 2 118 Probanden (35–74 Jahre) lebten während der Datenerhebung (2008–2012) in Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland, Griechenland, Italien oder Polen. Neben Blutproben wurden auch die Körpermaße, das Alter und Geschlecht sowie der Gesundheitsstatus erfasst. Die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten wurden mittels Fragebögen bestimmt.
Bedeutsame altersbedingte Unterschiede zeigten sich für α-Carotin, Lycopin und Vitamin E. Während ältere Menschen vergleichsweise geringere Konzentrationen der beiden Carotinoide im Blut hatten, nahmen die Werte für Vitamin E mit steigendem Alter kontinuierlich zu. Die altersbedingten Unterschiede waren unabhängig von Landeszugehörigkeit, Geschlecht, Jahreszeit, Cholesterinspiegel, Body Mass Index (BMI), Raucherstatus, Obst- und Gemüseverzehr sowie der Einnahme von Vitaminpräparaten.
„Eventuell könnten eine geringere Bioverfügbarkeit der Mikronährstoffe, aber auch eine mit Alterungsprozessen einhergehende veränderte Nährstoffspeicherung in den Organen sowie ein veränderter Nährstoffbedarf des Körpers eine Rolle spielen“, sagt MARK-AGE-Vize-Koordinator Prof. Dr. Tilman GRUNE vom DIfE. Ebenso sei nicht auszuschließen, dass in der Studie nicht erfasste Ernährungsgewohnheiten das Ergebnis beeinflusst hätten: So wurde nur der Obst- und Gemüsekonsum insgesamt erfasst, nicht aber der Verzehr einzelner Sorten. Es besteht also noch großer Forschungsbedarf. Dennoch seien die aktuellen Ergebnisse relevant: Sie deckten sich mit den in anderen Studien gemachten Beobachtungen und können als wissenschaftliche Grundlage dienen, um bessere altersorientierte Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.
Literatur :
1. Stuetz W et al. (2016) Plasma carotenoids, tocopherols, and retinol in the age-stratified (35–74 years) general population: a crosssectional study in six European countries. Nutrients 8: 614
Quelle: DIfE, Pressemeldung vom 05.12.2016
MARK-AGE-Studie: von der EU unterstützte Bevölkerungsstudie, an der 26 europäische Forschungspartner und Unternehmen beteiligt sind. MARK-AGE zielt darauf ab, Biomarker zu identifizieren, die mit Alterungsprozessen beim Menschen in Zusammenhang stehen.
Lycopin und α-Carotin sind in Pflanzen enthaltene Farbstoffe der Klasse der Carotinoide. Carotinoiden wird eine große gesundheitliche Bedeutung zugesprochen. Im menschlichen Körper spielen sechs Carotinoide eine wesentliche Rolle: β-Carotin, α-Carotin, Lycopin, β-Cryptoxanthin, Lutein und Zeaxanthin. Die meisten haben eine Schutzfunktion und sollen daher der Hautalterung und Erkrankungen wie Krebs, Arteriosklerose, Rheuma, Grauem Star, Alzheimer und Parkinson vorbeugen.
Vitamin E ist ein Sammelbegriff für die fettlöslichen Tocopherole und Tocotrienole, wobei α-Tocopherol die am besten erforschte Vitamin-E-Form ist, die höchste Bioaktivität aufweist und daher in dieser Studie untersucht wurde. Vitamin E ist Bestandteil aller tierischen Zellmembranen, wird jedoch nur von photosynthetisch aktiven Organismen wie Pflanzen und Cyanobakterien gebildet.
=> Beitrag „Carotinoide“ in Ernährungs Umschau 11/2015
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 1/17 auf Seite M9.