D-A-CH-Referenzwerte für die Vitamin-A-Zufuhr: Pflanzliches Provitamin A trägt zur Versorgung bei
- 13.01.2021
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- Redaktion
Die empfohlene Zufuhr für Vitamin A beträgt für Frauen 700 μg Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) pro Tag und für Männer 850 μg RAE. Der Referenzwert wird nun in RAE angegeben, da er die Verwertung von Provitamin- A-Carotinoiden anders bewertet als die bisher verwendeten Retinoläquivalente (RE). Neu ist auch, dass für β-Carotin kein separater Referenzwert mehr angegeben wird.
Provitamin-A-Carotinoide sind bei überwiegend vegetarischer bzw. veganer Ernährung für die Aufrechterhaltung eines adäquaten Vitamin-A-Status von besonderer Bedeutung. Eine rein pflanzliche Ernährung setzt für die Sicherstellung einer angemessen Vitamin-A-Zufuhr eine sehr bewusste Ernährungsweise und Lebensmittelauswahl voraus. Zur optimalen Verwertung sollte der Verzehr Provitamin-A-Carotinoid-haltiger Lebensmittel immer mit etwas Fett erfolgen. Vitamin-A-haltige tierische Lebensmittel enthalten natürlicherweise ausreichend Fett.
Was ist Vitamin A?
Vitamin A ist ein essenzieller, fettlöslicher Nährstoff, der für zahlreiche biologische Prozesse wie Sehvorgang, Immunfunktion, Zelldifferenzierung und Embryonalentwicklung notwendig ist. Der Begriff umfasst eine Gruppe von Verbindungen mit Vitamin-A-Wirkung. Die zentrale Wirkform ist Retinol. Es kann vom menschlichen Körper in andere Wirkformen umgewandelt und als Retinylester gespeichert werden. Dieses sog. vorgebildete Vitamin A ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten.
Pflanzen enthalten eine Reihe von Provitamin-A-Carotinoiden, die in unterschiedlichem Maße zu Vitamin A umgewandelt werden können. β-Carotin ist aufgrund der hohen Umwandlungsrate und der mengenmäßigen Zufuhr das bedeutendste Provitamin A für die menschliche Vitamin-A-Versorgung.
Eine Überversorgung durch eine hohe Zufuhr von natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommendem Vitamin A ist kaum möglich. Eine unsachgemäße Einnahme von Vitamin- A-Präparaten, z. B. als Nahrungsergänzungsmittel oder ein übermäßiger Verzehr von Leber können langfristig eine Vitamin-A-Vergiftung mit Leberschäden verursachen.
Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) statt Retinoläquivalent (RE)
Die Provitamin-A-Carotinoide unterliegen Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsinhaltsstoffen und besitzen unterschiedliche Bioverfügbarkeiten und Umwandlungsraten in die Vitamin-A-Wirkform Retinol. Der RAE berücksichtigt diese Unterschiede stärker. Durch verbesserte Berechnungsgrundlagen des RAE ist kein separater Referenzwert für β-Carotin mehr notwendig, er ist in der empfohlenen Zufuhrmenge enthalten. Beim Vergleich mit den D-A-CH-Referenzwerten ist zu beachten, dass viele Lebensmitteltabellen und Zufuhrempfehlungen einiger anderer Fachgesellschaften den RE verwenden.
Wie wird der Referenzwert bestimmt?
Der Referenzwert für die Vitamin-A-Zufuhr wurde bislang anhand des durchschnittlichen Tagesbedarfs an Vitamin A abgeleitet. Die aktuelle Ableitung legt als wichtigstes Kriterium des Vitamin-A-Bedarfs die Aufrechterhaltung adäquater Vitamin-A-Leberspeicher zugrunde und schätzt den Bedarf anhand der sog. Olson-Gleichung. Durch die geänderte Ableitung sind die Referenzwerte niedriger als früher.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Pressemitteilung vom 17.11.2020
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2021 auf Seite M10.